Deleted Scenes

8. Kapitel: Frafa in Litiz’ Haus

Einige Impressionen aus Litiz’ Wohnung, und ein paar gelöschte Dialogszenen - das ist die Ausbeute aus dem 8. Kapitel. Ich denke, es verrät noch ein wenig über die Figuren, vor allem über Litiz. Aber die ist im Buch ja nur eine Nebenfigur, da war es dann wohl ein wenig zu viel des Guten ...

next07Frafa saß eine Weile hinter Litiz’ Schreibtisch auf dem Boden und meditierte. Es fiel ihr so schwer wie lange nicht mehr. Wollte sie gegen Aldungan kämpfen?
  Und warum?
  Sie hatte nur daran gedacht, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Aber wenn Aldungan sie zur Feindin erklärte, musste sie dann nicht zwangsläufig seine Feindin werden?
  Der Kampf gegen ihren alten Meister kam ihr vor wie eine übermächtige Herausforderung. Aber sich nur vor ihm zu verstecken würde auch nicht einfach sein. Wenn sie einfach floh, würde Aldungan sie irgendwann einholen. Sie musste etwas unternehmen, um sicher zu sein.
  Aber erst einmal musste sie mehr erfahren ...
  Ihr Geist driftete ab, und in Trance vollzog sie nach, was sich seit dem Vorfall in Aldungans Turm ereignet hatte. Im Gespräch mit Litiz wie bereits bei ihrem Streifzug durch die Stadt hatte sie im Grunde ihren gesamten Lebensweg zurückverfolgt, bis fast an den Anfang. Nun rekapitulierte sie auch ihre gemeinsame Geschichte mit Aldungan. Sie fand zumindest Anhaltspunkte, wo sie nach Schwachstellen ihres Meisters suchen konnte.
  Anschließend streifte sie durch Litiz’ Dachgeschosswohnung. Die gepanzerte Tür zu den Aufzügen ließ sie geschlossen. Wer konnte schon wissen, wer sich dort herumtrieb und sie sehen konnte? Aber sie ging hinaus auf die Terrasse, fühlte die Pflanzen im Garten, versenkte sich in sie und fand dabei mehr Ruhe als in der Meditation.
  Der Rest der Wohnung war zu leblos nach Frafas Empfinden. Litiz hatte viel gesammelt, Kunst und Kulturgüter aus den Epochen ihres Lebens: Bilder und Vasen und Skulpturen, Porzellan und Kristall und Hologramme. Aber all die Kunst schuf kein Bild der Vergangenheit, sondern ordnete sich dem modernen Zuschnitt des Hauses unter, dem blitzenden Metall und dem Glas, den Teppichen und Möbeln in rötlichen Farbtönen. Die Geschichte der Jahrhunderte füllte dekorativ die Lücken, die eine sehr neuzeitliche Einrichtung ließ. Es war wie Raubgut, ohne Bezug zur Sache allein nach Wert und Ästhetik ausgewählt.
  Als Litiz wieder aufstand, saß Frafa an den Sichttafeln ihres Schreibtisches und durchforschte öffentliche Datenbanken.
  ...
Frafa lehnte sich zurück und spielte mit ihrer Tasse. »Nun, irgendwo muss ich anfangen. Ich kann nicht die Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass seine Dämonen mich erwischen.«
  »Was ist mit diesem Gespräch, das du belauscht hast?«, fragte Litiz. »Dort muss etwas Wichtiges gesagt worden sein, wenn deswegen alle hinter dir her sind. Bist du dem einmal nachgegangen?«
  »Von einer ›Insel der Seligen‹ war die Rede«, erinnerte sich Frafa. »Dazu habe ich einige Artikel im Äthernetz gefunden. Vor drei Tagen gab es in Bitan einen Anschlag auf eine Schule dieses Namens. Elfen und Gnome haben viele Kinder erschossen. Aber was dieser Ort mit Gulbert oder Aldungan zu tun hat, oder mit Leuchmadan, das weiß ich nicht.«
  »Vielleicht kannst du etwas Unerwartetes tun«, schlug Litiz vor. »Schleich dich bei Aldungan in den Turm. Am besten, wenn er nicht da ist. Wenn du ihm nicht offen entgegentreten kannst, kannst du zumindest seine Sachen durchstöbern.«
  Frafa schaute nachdenklich auf den Frühstückstisch. »Das ist nicht einfach«, sagte sie. »Aldungan hat all meine Daten löschen lassen. Im Moment könnte ich mich nicht einmal bei einer Polizeistreife ausweisen, geschweige den vor den Wacheinrichtungen in seinem Turm.«
  »Das hat dich in meinem Gebäude nicht aufgehalten.«
  Klang das beleidigt? Frafa musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie brüchig das Bündnis war, dass sie mit Litiz geschlossen hatte. Da waren Empfindlichkeiten im Spiel, die sie nur schwer verstehen konnte.
  »Du hast mich entdeckt, und ich wäre nicht bis hier oben gekommen, wenn du mich nicht gelassen hättest«, sagte sie. »Und Aldungan wird weitere Sicherungen haben - magische, die ich nicht kenne, weil sie bisher auf mich nicht angesprochen haben.«
  »Aldungan hat deine Daten gelöscht?«

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