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6. Kapitel: Frafa und Achtalon

In der ursprünglichen Fassung war Frafa mit ihrem alten Schüler Achtalon noch ein wenig länger unterwegs. Frafa sinniert ein wenig mehr, Achtalon erzählt ein wenig mehr, aber das meiste ist einfach nur eine Wanderung durch die Räumlichkeiten der Uni. Da habe ich also ein wenig gekürzt und denke mal, es ist keine wirklich wichtige Information verloren gegangen - aber darüber mag der Leser nun selbst urteilen:

next07... Er war derjenige, bei dem sie Hilfe suchen sollte, und zugleich war er auch der Einzige, der hinter den Angriffen stecken konnte.
  Sie konnte verstehen, dass Achtalon davor zurückschreckte, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Frafa wagte es selbst kaum. Denn die Wahrheit, zu der er führte, war einfach zu entmutigend, um sie zu akzeptieren:
  Aldungan. Gulbert. Zwei Zauberer aus Leuchmadans Zeit, mit mystischen Kräften, die Frafa wenige Stunden vor dem Vorfall in erstaunlicher und geheimer Übereinkunft erlebt hatte. Und hinter diesen beiden Zauberern ... nichts mehr. Kein weiterer Zauberer auf der ganzen Welt, den Frafa sich als Urheber einer solchen Herausforderung hätte vorstellen können.
  ...
Achtalon führte Frafa zum Zauberturm, einem alten Gebäude, das inmitten des Fakultätsgeländes lag. Inzwischen war es ein Verwaltungsbau, mit vielen kleinen und kühlen Zimmern und altersschwachen Anlagen. Achtalon folgte einem Seitengang, der scheinbar hinter den hintersten Räumlichkeiten verlief, betrat einen Abstellraum, schob einen Rollwagen mit Aktenordnern beiseite, der einen Durchgang blockierte, und betrat eine schmale Treppe, die mit einer Biegung in der Tiefe verschwand. Eine einsame, unverkleidete Leuchte kurz hinter dem Zugang warf ein flackerndes Licht auf die Steinstufen.
  »Ihr bewahrt die Bücher im Keller auf?«, fragte Frafa.
  Achtalon zuckte die Achseln. »Die nicht gebrauchten Teile der Bibliothek sind im Laufe der Zeit dorthingewandert. Das ist kein so schlechter Platz, wie es den Anschein hat. Die Temperatur regelt sich von selbst, und wir haben eine Anlage, die vor Feuchtigkeit schützt.«
  Sie bogen um die Ecke, und die Lampe blieb hinter ihnen zurück. Es gab keine weitere. Die Stiege verschwand mit jedem Schritt tiefer im Schatten. Frafa zögerte.
  »Hm, hm ...«, stellte Achtalon fest. »Möchtest du dich hier wirklich noch umsehen?«
  Frafa hatte ihre Zweifel, ob er sich tatsächlich um ihr Wohlergehen sorgte oder nur um seine eigene Sicherheit. Und was hoffte sie in den Archiven zu finden? Nach dem, was sie selbst erlebt hatte, schienen keine weiteren Beweise mehr nötig. Andererseits, bevor sie mit Aldungan brach, durfte sie nichts unversucht lassen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Sie biss hinter den reglosen Lippen die Zähne zusammen und ging entschlossen weiter. »Keine Sorge«, sagte sie. »Sie können den Anruf nicht zu dir zurückverfolgen. Der Anrufer weiß nur, dass er zu meinem Stein Kontakt hatte.«
  Unten blickte Frafa auf einen langen Flur, der von roten Metalltüren gesäumt war. Achtalon schritt nachdenklich daran entlang, bis er sich schließlich für eine entschied. Kaum hatte er die Tür aufgezogen, drang ein Geruch an Frafas Nase, denn sie lange vermisst hatte: nach Staub und altem Papier, Pergament, von Druckerschwärze und Tinte.
  Ein leises Rauschen erfüllte den Raum, der kaum größer war als Frafas Wohnzimmer.
  ...
Achtalon schob Bücher zur Seite, wälzte Folianten. Er blätterte in alten Notizen und sammelte Schriften in der Armbeuge. »Es heißt, Leuchmadan konnte Geschöpfe aus den Tiefen des Äthers herbeirufen, die in vielfacher Gestalt in die Welt traten und ihm zu Diensten waren«, dozierte er. »Manch ein Zauberer hat es wohl zuzeiten auch versucht, mitunter mit Erfolg. Aber die Dämonologie war selbst in ihrer Blütezeit eine arge Stümperei. Das zeigt sich schon daran, dass niemand so recht wusste, was er da eigentlich trieb.«
  Frafa strich mit dem Zeigefinger über einen losen Stapel Pergament. Es wirkte ein wenig hart und spröde. Das Rauschen der Lüftung war so laut, dass Achtalon dagegen ansprechen musste.
  »In manchen Schriften heißt es, die Dämonen seien Bewohner desselben Reiches, aus dem Leuchmadan zu uns kam und über das er als König herrschte. Andere sehen in ihnen die Völker ätherischer Welten, die man in unsere herbeirufen kann, während wieder andere die Auffassung vertreten, dass der Beschwörer die Geschöpfe bei der Beschwörung überhaupt erst aus dem Äther erschafft.«
  Sie kamen zu einem kleinen Tisch in einem Winkel des Raums.
  ...
Tatsächlich schien es, als wäre kein Dämon, von dem berichtet wurde, je ein zweites Mal in Erscheinung getreten. Schlimmer noch: Bei vielen dieser Kreaturen war selbst dieser erste Auftritt schon zweifelhaft. Manche Autoren beschrieben Wesen, denen sie nur bei Traumreisen in der Ätherwelt begegnet waren. Ob es Dämonen waren oder bloße Traumgesichte, ob sie sich beschwören ließen oder überhaupt existierten, all das blieb fragwürdig.
  Etwas mehr Erkenntnisse lieferten die theoretischen Texte ...

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