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15. Kapitel: Frafas Entscheidung

Frafas Aufenthalt bei den Elfen währt nur kurz, bevor sie zu einer Entscheidung gezwungen ist. Ursprünglich hat sie noch ein wenig mehr sinniert, bevor es so weit war, und auch noch andere Dinge probiert. Aber da beides keinen großen Unterschied für die Handlung macht, habe ich es gelöscht. Aber ein wenig mehr über Frafa und ihre Beweggründe erfährt man hier möglicherweise doch.

next07Flascale und Litiz, Leuchmadans Hort und auch ihr alter Landsitz - Frafa hatte das Gefühl, dass sie Tod und Verderben wie einen Schweif hinter sich herzog. Was würden die Gnome wohl vorfinden, wenn sie in ihr abgeschiedenes Tal zurückkehrten? Die Andeutungen der Fatu gefielen ihr nicht. In der Rückschau klang es fast so, als hätte diese »Herrin« ihr Tal und ihre Getreuen bereits aufgegeben. Frafa war froh, dass die Gnome bei ihr blieben.
  Sie musste zugeben, sie hätte es bedauert, wäre ihre Reisegruppe auseinandergegangen. In Gegenwart dieser Begleiter hatte sie das Gefühl, etwas bewegen zu können, einen Unterschied zu machen. Schon als Aldungans Getreue war sie im Grunde austauschbar gewesen. Aber wer, wenn nicht sie, sollte sich gegen Aldungan stellen? Wer außer ihr sollte diesen Haufen von ... Kindern führen?
  Fast kam es ihr vor, als hätte sich ihre Stellung seit der Flucht verbessert. Vielleicht war es an der Zeit gewesen, das alte Leben hinter sich zu lassen. Vielleicht musste sie dankbar sein für diesen Stoß, der sie hinausbefördert hatte aus einer bequemen Existenz, die ihr längst zu einem Gefängnis geworden war ...
  Ein eigentümlicher Gedanke. Seit tausend Jahren hatte sie Macht gehabt, gestaltet und versucht, ihren eigenen Weg zu gehen - doch stets war jemand da gewesen, der die Grenzen vorgegeben hatte, der den Platz bestimmte, an dem sie ihre Verantwortung entfaltete. Nun trug sie keine Verantwortung mehr außer für das, was sie selbst als ihre Verantwortung wählte. Sie war sie frei - und zum ersten Mal in ihrem Leben verknüpfte Frafa eine Empfindung mit diesem Begriff. Es fühlte sich haltlos an, und irgendwie leer. Gewiss war es nicht das, was all die Gruppen, die Philosophen und die Schwärmer im Sinn gehabt hatten, wenn sie für die Freiheit kämpften!
  Frafa stand auf und öffnete die Tür wieder. Sie musste sehen, dass sie nicht allein in ihrer Wohnkugel durch ein Nichts trieb, sondern dass dort draußen noch etwas anderes war.
  Vor der Elfensiedlung stand die Sonne tief hinter den Bäumen. Vögel zwitscherten im Haselhain. Es war ein milder Spätsommerabend, und statt irgendwelcher Elfenkinder spielten drei Gnome vor den Häusern. Sie kletterten über die Dächer der Siedlung und erkundeten das Haselgesträuch, misstrauisch beäugt von einigen der Bewohner.
  ...
Biste sah sie verständnislos an. Frafa richtete sich auf. »Such dir eine Deckung«, sagte sie. »Sorge für dich selbst. Ich muss ... mehr wissen.«
  Sie ging die Treppe hinab. Die Elfen hier waren unwichtig. Sie musste einen von den Mächtigen finden. Sie blickte auf und sah Biste noch immer auf dem Dach sitzen. Der Wichtel hielt das Sprechgerät an sein Ohr und lauschte. Eine Spannung lag in der Luft, Frafa fühlte Magie pulsieren, am Rande ihrer jetzt nicht mehr ganz abgeschirmten Aura. Aber es war falsch!
  Die Elfen sollten sich auf einen Angriff vorbereiten, sollten sich vor dem Flugschiff schützen. Stattdessen regte sich etwas unter ihren Füßen. Kraft und Essenz flossen nach unten, wo sie wirkungslos im Boden versickerten. Frafa musste sie warnen ...
  Frendescie, Barsemias' Tante, trat ihr in den Weg.
  »Wohin wollt Ihr, Frafa?«, fragte sie.
  Frafa schaute die Frau an. Frendescie wirkte groß und robust für eine Elfe, sie trug ihr blondes Haar kurz und das Gesicht hatte etwas von einem Vogel. Ihre Magie war schwach ausgeprägt - ein Makel in einer Familie, die von je her bedeutsame Magier stellte und in alten Zeiten zu den Edlen der Elfen gezählt hatte. Aber sie trug die Hauptverantwortung für den Haushalt, so viel hatte Frafa in den letzten Tagen mitbekommen.
  »Ich muss zum Rat«, sagte sie. »Die Feinde sind gekommen.«
  Frendescie nickte und legte ihr ruhig die Hand auf die Schulter. »Das wissen wir. Es wird für alles gesorgt.«
  »Aber ihr müsst euch schützen!« Frafa wies zum Laubdach empor.
  »Der Rat und die Zauberer kümmern sich darum«, sagte Frendescie lächelnd. »Das ist nicht deine Sorge. Du bist unser Gast.«
  »Natürlich sorge ich mich darum«, fuhr Frafa auf. »Sie sind meinetwegen hier.«
  Weitere Elfen gesellten sich zu ihnen und standen zwischen Frafa und dem inneren Wald. Sie vermisste Barsemias. Bei seiner Familie hatte sie zwar keine der Plattitüden und Vorurteile gegen Nachtalben gehört, die Barsemias anfangs so freigiebig geäußert hatte. Aber die übrigen Elfen hielten eine beständige höfliche Distanz, und mit Barsemias hatte sie wenigstens reden können!
  »Ihr müsst einen magischen Schild über eurem Wald errichten«, sagte sie. »Bevor das Unionsschiff auf euch schießt!«
  Das Gefühl einer Bedrohung nahm zu. Eine angespannte Erwartung lag über dem Wald, und Frafa verstand nicht, warum die Elfen nicht entschiedener darauf reagierten. Das Kriegsschiff der Union schwebte dort draußen, und eine einzige Salve mochte ausreichen, um ganz Porfagilia zu verbrennen. Aber die Elfen ließen sie nicht durch, und es half Frafas Sache nicht, wenn sie sich auf eine Rauferei einließ.
  Es gab andere Wege.
  Sie kehrte auf das Dach zurück und ging an Biste vorbei auf ihr eigenes Zimmer zu. Der Wichtel sah ihr schweigend nach. Frafa stieg auf das Dach ihrer Unterkunft, bog Zweige beiseite und tauchte in den Schatten des Haselhaines ein. Sie öffnete ihre Aura weiter, ließ die Essenz des Elfenwaldes in sich ein, tastete danach. Unter dem Rauschen des Waldes glaubte sie, ein Flüstern zu vernehmen.

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