Deleted Scenes

11. Kapitel: Barsemias Reise

Ein weiterer Protagonist wird eingeführt - in der ersten Fassung war diese erste Szene, die den Elfen vorstellen sollte, noch ein wenig länger, und man erfährt mehr über seine Hintergründe, seine Empfindungen, was ihn in das Tal der Fatu führte. Andererseits denke ich, dass der Leser das alles im Laufe des Buches auch so deutlich genug mitbekommt, und manches sicher auch nicht so wichtig ist für den Fortgang des Romans.
  Also habe ich ein paar Abschnitte an verschiedenen Stellen der Szene gelöscht - und präsentiere sie nun hier als Deleted Scene:

next07Also wartete er hier und fragte sich, wie lange das noch dauern sollte. War diese ganze Gesandtschaft womöglich nur ein einziger großer Gnomenscherz? Eine Bosheit der Finstervölker, die ihren Spaß daran fanden, einen Elfen auf eine nutzlose Reise zu schicken und ihn in Verlegenheit zu bringen? Wie lange sollte er noch warten, wenn weiterhin nichts geschah, was die Unbequemlichkeit rechtfertigte?
  Er überkreuzte die Beine, verschränkte die Arme und machte die Augen zu. Er verschloss sich der unerfreulichen Umgebung, aber der beißende Gestank der offenen Flamme stach ihm doch in die Nase. Barsemias versenkte sich in die Meditation.
  Zwei Raben brachten die Einladung. Die Ältesten erwählten ihn für die Mission. Es war seine Pflicht, diese Fährnis zu erdulden.
  Sein Atem ging ruhiger. Die triste Umgebung plagte ihn nicht mehr. In aller Ruhe überdachte er seine Situation. Warum hatte die Fatu den Elfen ein Botschaft übersandt? Ein Bündnis? Doch was konnten sie von den Finstervölkern anderes erwarten als Verrat?
  Er musste abwägen und abwarten ...
  Eine Präsenz erschütterte die Ruhe des Äthers. Barsemias spürte die winzigen Wesen der Luft, die Organismen, die sich an die Höhlenwand klammerten ... und eine machtvolle Aura, die herankam und ganz beiläufig Besitz ergriff von allem, was in der kleinen Kammer lebte. Selbst die Fäden der Wolle unter seinen Beinen krümmten sich mit einem Mal unter der Macht von etwas Fremden!
  Barsemias schlug die Augen auf.
  Eine Nachtalbe stand am Zugang zur Felskammer, drei Gnome drängten sich um ihre Beine.
  ...
Bald würden sie den Boden der Welt verlassen müssen und auf immer heimatlos am Himmel treiben.
  Nein. Diese Frafa war eine Nachtalbe. Und Nachtalb bedeutet Verrat! Was für eine Hilfe konnten sie von einem Wesen erwarten, das allein durch seine Anwesenheit das Leben ringsum vergiftete? Ihr magisches Wissen, ihre Vertrautheit mit der Politik der Union ... all das ließ sie wertvoll erscheinen. Und genau das machte sie zu einem hervorragenden Köder, wenn Aldungan eine Intrige gegen seine Feinde plante. Barsemias spürte das Gift, das von diesem Köder tropfte!
  »Ich weiß nicht, ob wir reisen«, sagte er.
  »Natürlich reisen wir«, rief Wisbur der Gnom empört. »Eben darum hat die Herrin dich doch herbestellt.«
  »Niemand hat mich herbestellt.« Barsemias reckte den Kopf in die Höhe. »Der Rat der Ältesten hat mich geschickt, und ich nehme keine Befehle entgegen von einer Fatu. Sie hat dem Rat eine Bitte übermittelt, und ich bin hier, um sie anzuhören.«
  Er atmete tief durch. Es war für einen Elf nicht statthaft, in Zorn zu geraten. Er würde ruhig bleiben, abwägen und zum Wohle seines Volkes entscheiden.
  Ja, der Köder war verlockend. Die Art, wie in Bitan über Elfen und deren Anliegen gesprochen wurde, verhieß nichts Gutes. Die Ältesten waren davon überzeugt, dass ein Krieg bevorstand. Die Nachtalbe Frafa war alt und mächtig und kannte womöglich Geheimnisse in der Politik, die nicht einmal bis in die Regierung vorgedrungen waren. Es mochte eine einmalige Gelegenheit sein, oder eine Falle. Aber es stand ihm nicht zu, darüber zu entscheiden. Er musste die Sache vor den Rat bringen!
  »Gut«, verkündete er. »Ich werde Euch zu meinem Volk führen.
  ...
»Und warum wir fünf?« Frafa schaute auf die drei Gnome hinab. »Davon war nicht die Rede.«
  Wisbur zuckte die Achseln. »Die Herrin meinte, du brauchst vielleicht unsere Hilfe. Wir sollen dich sicher bei den Elfen abliefern.«
  »Wenn sie mit mir reist, dann braucht sie keine Hilfe«, sagte Barsemias. »Ich kann uns hervorragend auch ohne Unterstützung überall hinbringen.«
  Frafa sah ihn an und lupfte eine Augenbraue.
  »Es ist ein weiter Weg bis zu den Elfenwäldern. Zumal die Grenze nicht mehr so weit im Süden liegt, wie es einstmals der Fall war.«
  Barsemias erstarrte. Diese impertinente Albe! Wie konnte sie es wagen?
  ...
»Brauchst du einen speziellen Ort für deine Abreise?«, fragte einer der anderen Gnome. Er schaute Barsemias aus großen Augen an, und ihm hing erwartungsvoll eine Unterlippe herab. Barsemias entdeckte, dass die kleine Gestalt einen automatischen Eidographen in der Hand hielt. »Einen Platz für die magischen Kreise? Geheiligten Boden, spezielle Winkel für die Kerzen und den Weihrauch? Assistenten in Kutten für die magischen Gesänge?«
  Barsemias schaute den Gnom an. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich dachte, hier im Tal gäbe es keine kinegraphischen Geschichten?«
  »He!«, sagte der Gnom. »Ich bin kein Hinterwäldler. Ich bin viel gereist und hab viel Zeit in Hotels verbracht. Da stehen immer Bühnenprojektoren auf den Zimmern.«
  »Jedenfalls auf den Zimmern von Gnomen, wenn die Wirte wissen, was gut für sie ist«, ergänzte sein Gefährte. »Gelangweilte Gnome, das will keiner.«
  Die beiden Gnome kicherten. Ihr Anführer Wisbur verdrehte die Augen.
  Barsemias hatte genug. »Ich brauche keinen magischen Firlefanz. Ich öffne das Tor jetzt und hier, und ich warte auf niemanden.«

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