Deleted Scenes

6. Kapitel: Gulbert im Keller

Zwei Szenen gibt es im sechsten Kapitel, wo Gulbert sich mit seinen Handlangern in Aldungans Keller herumtreibt. Bei beiden habe ich ein bisschen Text herausgestrichen, den man im folgenden nachlesen kann.

next07Gulbert trat hinter den jungen Mann und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er lächelte großväterlich.
  »Das haben Sie ganz hervorragend gemacht«, sagte er. »Ich bin stolz auf Sie.«
  Eine seltsame Truppe hatte sich dort versammelt, in einem der vergessenen Keller von Aldungans Turm: Gulbert hatte Ciriador hierhergeführt, durch einen Tunnel, der von einem kleinen Privathaus durch das Fundament getrieben worden war. Die übrigen hatten schon auf sie gewartet, einige Menschen und Kobolde und sogar zwei Wichtel, in einer fensterlosen Kammer, die vor Kabeln und Geräten nur so strotzte, die mehrere Sichttafeln, Äthernetzzugänge, vernetzte Rechenmaschinen und alle Arten von Kommunikationsverbindungen aufwies.
  Die meisten der Anwesenden waren formlos gekleidet, mit taschenreichen Arbeitskombinationen, oder in zerschlissene, ungepflegte Zivilkleidung. Nur drei Personen in dem Kellerraum stachen hervor - Gulbert, Ciriador und der junge Mann in seinem steifen Geschäftsanzug.
  Er beugte sich unter Gulberts Hand, als wäre die Berührung nicht nur eine sanfte Geste, sondern als hätte der Magier sich mit dem ganzen Gewicht auf ihn gestützt.
  »Dafür werde ich nicht bezahlt«, sagte er. »Ein paar Informationen aus Aldungans Büro. Aber nicht ... so was.«
  ...
»Das kann nicht gutgehen«, sagte der junge Mann. »Dass ist die Dame Frafa - Aldungans Zweite! Ich werde den Rest meines Lebens als Käfer herumlaufen, sobald das auffliegt. Wenn ich Glück habe.«
  Gulbert tätschelte ihm den Nacken. »Nur die Ruhe. Sie haben sich doch wacker geschlagen. Sie hat nichts bemerkt.«
  »Nichts bemerkt?« Der Mann lachte verzweifelt. »Sie müsste schon dumm sein, wenn ihr die Sache nicht oberfaul vorkommt. Und Sie machen ja immer weiter!«
  »Das mag sein«, stimmte Gulbert ihm zu. »Aber ich versichere Ihnen, gerade deswegen wird die Dame Frafa bald Besseres zu tun haben, als sich um Sie zu kümmern. Bleiben Sie einfach ruhig hier sitzen, fangen sie Ihre Anrufe an Aldungan ab und halten Sie sie so lange wie möglich am Apparat.«
  »Und was soll das nutzen?«, fragte der junge Sekretär. »Sie muss nur mal von einem Apparat anrufen, den wir ihr nicht zuordnen können - und schon landet das Gespräch bei Aldungan, bevor wir es abfangen können. Und überhaupt, was hindert sie daran, Aldungan einfach selbst aufzusuchen?«
  »Ja.« Gulbert lächelte liebenswürdig. »Was?«
  Ciriador betrachtete den jungen Mann mitleidig, der vor seinem Herrn kauerte wie Hase vor dem Fuchs. Es war ein kleiner Sekretär aus Aldungans Stab, der seit einigen Jahren ein zweites Gehalt von Gulbert kassierte und sich als Spion hatte anwerben lassen - lange genug, dass er nun erpressbar war. Gulbert hatte ihn von seiner Arbeit abgezogen und schob ihn jetzt als Strohmann bei seinen Spielchen mit dieser Nachtalbe vor - und Ciriador war überzeugt davon, dass der Mann diesen Abend nicht lange überleben würde.
  Er war einfach zu schwach, zu nervös. Er würde zusammenbrechen und alles gestehen, sobald erst einmal jemand anfing, ihm fragen zu stehen. Womöglich würde er sogar gleich zu Aldungan gehen und alles beichten, sobald man ihn gehen ließ. Gulbert würde das nicht riskieren.
  »Sie haben Leute auf Frafa angesetzt?«, fragte der nervöse Sekretär nun den Zauberer. »Wollen Sie ihr etwas antun? Hören Sie, das wird Fragen geben! Wenn wir jetzt abbrechen und ich wieder an meine Arbeit gehe, dann kann ich mich vielleicht irgendwie rausreden. Es ist ja nichts passiert, nur ein Anruf, der irgendwie bei mir gelandet ist. Sie wollen doch keinen offenen Streit mit Aldungan anfangen, wir leben doch jetzt alle zusammen in der Union!«
  »Streit?« Gulbert schaute den jungen Mann an und schüttelte den Kopf. »Ich bitte Sie! Sie haben zu viele romantische Geschichten aus der guten alten Zeit gesehen. Über den Krieg zwischen den Menschen und den Finstervölkern. Zwischen Aldungan und meiner Wenigkeit - das ist lange vorbei.«
  Gulbert zupfte sich den Bart, und seine breiten Lippen bogen sich zu einem Lächeln. »Nur ein paar kleine Intrigen und Winkelzüge, um uns die Zeit zu vertreiben. Sie nehmen diese Scharade viel zu ernst, junger Mann. Freuen Sie sich über das Geld und sehen Sie es als einen aufregenden Abend in ihrem Leben, ohne weitere Konsequenzen.
  Ich kann Ihnen versichern, was auch immer wir hier treiben: Aldungan wird nicht einmal eine Frage deswegen stellen. Er wird nie auf den Gedanken kommen, jemand hätte ihm irgendwelchen Schaden zugefügt.«
  Lächelnd beugte Gulbert sich zu dem Verräter hinab und fügte hinzu: »Was ja, genau genommen, auch niemand von uns vorhat, nicht wahr?«

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