3. Kapitel: Kurz bevor die Gefährten sich trennen, nehmen sie noch einmal Zuflucht in einer Höhle in den Grenzlanden – in derselben Höhle, in der Werzaz und Gibrax später alleine zurückbleiben sollen. Und dort erzählt Daugrula ihnen Näheres über Leuchmadans Herz und das Kästchen.   Ursprünglich folgte auf diese Erklärungen ein kurzer Wortwechsel mit Wito, in dem das ein oder andere angedeutet wurde, was später im Roman noch bedeutsam werden sollte. Ich habe das dann gelöscht, weil ich mir dachte, dass das alles ja später und anderswo im Roman deutlich genug wird. Und interessiert es jemanden, wie sich Gnome über die Backpfeife eines Goblins aufregen? Wenn ja ... hier kann man mehr darüber lesen:

Skerna und Darnamur lachten, nur Wito schaute nachdenklich drein. "Ihr wollt mir helfen, eine Entscheidung zu treffen", sagte er schließlich. "Aber natürlich weiß ich für diese Entscheidung nur das, was Ihr mir gesagt habt."
"Dafür bin ich hier", erwiderte Daugrula einfach.
"Ihr seid Geliunas Gefolgsfrau."
"Schlauer Gnom." Daugrula lächelte. "Aber in erster Linie bin ich Daugrula, wenn es darauf ankommt."
Sie zwinkerte ihm zu, und Wito nickte.
Skerna und Darnamur blickten ihren Hauptmann verständnislos an, und Wito war plötzlich zumute, als hätte man ihm eine schwere Last aufgebürdet. Wie glücklich waren seine unbeschwerten Gefährten, dass sie nichts von dem verdeckten Wortwechsel verstanden hatten. Aber Wito verstand sehr wohl, was gerade geschehen war.
Die unterschwelligen Spannungen, die ihm schon bei der ersten Begegnung der Truppe aufgefallen waren, hatten ihn eingeholt. Damals war er entschlossen gewesen, einfach nur seinen Auftrag zu erfüllen und sich nicht in die Machtkämpfe der großen Leute hineinziehen zu lassen. Doch Daugrula drängte ihn nun, Stellung zu beziehen - indem sie ihm Dinge erzählte, die ihn in die Richtung lenken sollten, in der sie ihn haben wollte.
Und er konnte nichts dagegen tun. Er konnte nicht vergessen, was sie ihm verraten hatte. Und natürlich würde es ihn beeinflussen, wenn er sich je zwischen Geliuna und Leuchmadan entscheiden musste ...
Andererseits: Wer kümmerte sich schon um die Entscheidungen eines Gnoms? Es hatte keinen Sinn, sich über solche Fragen den Kopf zu zerbrechen. Am besten tat er einfach weiter seine Arbeit und hielt sich ansonsten so weit wie möglich aus allem heraus.
"Wir sollten uns in die Höhle zurückziehen", schlug Daugrula vor.
...
Die Gnome trotteten in den Spalt und setzten sich so weit wie möglich von Gibrax und Werzaz entfernt. Daugrula kam als Letzte in die herein, und vielleicht war genau das ihr Plan gewesen. Am Eingang jedenfalls, wo genug frische Luft hereinkam, war es deutlich behaglicher.
»Es tut mir leid«, sagte Skerna, in einer leisen, hohen Stimme, die die Gnome gerne verwendeten, wenn die großen Leute nichts mitbekommen sollten. Bei Daugrula klappte das vermutlich nicht, aber in diesem Fall ging es um Werzaz.
»Es macht nichts aus«, antwortete Wito. »Und es war nicht deine Schuld. Scherze liegen in der Natur der Gnome, und Grobheit in der Natur der Goblins. Werzaz zahlt schon seinen Preis dafür, und ich werde mich nicht weiter über eine ungerechte Ohrfeige aufregen. Es gibt Wichtigeres auf der Welt.«
»Oh ja.« Darnamur nickte eifrig. »Bezahlen soll er. Wir waren es fast schon müde, diesen Burschen zu piesacken. Aber ich schwör dir, ich lass mir für ihn jetzt noch was ganz Neues einfallen!«
»Übertreib es nicht«, warnte Wito. Er wusste nicht, wie oft er das schon zu Darnamur gesagt hatte, und in eben diesem Augenblick gehörten diese Worte zu den Dingen, derer er sich müde fühlte. Er erinnerte sich daran, dass Darnamurs Knochenmesser zerbrochen war, und er war froh darüber.
»Schlaft lieber«, sagte er. »Ruht euch aus. Morgen geht es nach Keladis, und unser Auftrag beginnt. Wenn wir das Herz haben – am besten erst dann, wenn wir damit wieder zurück in den Grauen Landen sind! –, dann könnt ihr immer noch eure Fehde mit diesem Goblin ausfechten. Aber vorher entscheiden wir erst einmal den Krieg.«