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2. Kapitel:
Wie man weiß, ziehen die Finstervölker stets mordend und plündernd durch die Länder ihrer Feinde. Das Plündern kommt nach dem Kampf gegen die Bitaner im Buch allerdings ein wenig zu kurz – die Gefährten lecken gerade mal ihre Wunden und raffen von ihren eigenen Sachen zusammen, was sie tragen können.
  In der ersten Fassung haben sie noch ein wenig mehr getan. Weil nichts davon später noch eine Rolle spielt, habe ich das schließlich gekürzt – wer dennoch wissen will, was die Gefährten vor ihrem Aufbruch außerdem getan und gesagt haben, der findet hier das, was im Buch fehlt:

next05Er selbst fühlte sich ein wenig durcheinandergewirbelt und erinnerte sich daran, wie Skerna in ihrer kleinen Gestalt von dem Erdbrocken getroffen worden war. Aber beides war wohl kein Grund, die Heilkunst der Nachtalbe zu suchen.
...
»Eilt euch«, sagte Daugrula.
»Allerdings, ihr Schnecken«, meldete Werzaz sich zu Wort. »Wir haben keine Zeit für Gnomengeplapper.«
Der Goblin hatte sich wieder aufgerichtet. Auch wenn seine Rüstung und seine Kleidung noch immer vor Blut trieften, wirkte er erstaunlich erholt. Wito bedauerte das irgendwie. Andererseits war es so vermutlich besser, als wenn sie ihn tragen müssten.
»Am besten lasst ihr bevorzugt die Sachen zurück, die wir nicht mitnehmen können, wenn wir kleiner werden«, sagte er seinen Gefährten.
»Aber die Steigeisen!«, rief Skerna. »Meine Werkzeuge ...«
»Ich werde mir jedenfalls keine Steigeisen in die Hosentasche stecken«, befand Wito.
»Allerdings«, pflichtete Darnamur ihm bei. »Sonst stehen wir nämlich mit nacktem Arsch da, wenn's das nächste Mal hektisch wird.« Er zwinkerte Skerna zu. »Und ich trage auch keine Unterröcke.«
In aller Eile sammelten die Gnome ihre verstreuten Besitztümer ein, sortierten das meiste wieder aus und stopften es in die Taschen der Toten, und in deren Gepäck, das sie in der Scheune fanden. Sie kamen sich ein wenig merkwürdig vor, weil ihre Gefährten währenddessen herumstanden und ihnen zusahen. Dadurch vermittelten sie den dreien deutlich das Gefühl, dass sie den ganzen Trupp aufhielten. Aber nicht einmal Werzaz sagte etwas – vielleicht war er zu geschwächt vom Blutverlust, selbst wenn die Wunde inzwischen verheilt war.
»Hohoho«, sagte Darnamur und hielt einen gekrümmten Gegenstand hoch. Er klappte ihn aus, und die Gefährten erkannten, dass es sich um ein Rasiermesser handelte. Es mochte dem Krieger gehört haben, oder dem Bogenschützen, und Darnamur behielt es.
Dieser Zwischenfall bewog Werzaz, doch näherzukommen und seinerseits in den Taschen herumzuwühlen.
»Es reicht«, erklang Daugrulas Stimme in ungewohnter Schärfe. »Wir brechen jetzt auf. Und wer nicht mitkommt, wird zurückgelassen.«
Werzaz grunzte und schüttelte nachdenklich die Flasche, die er aus dem Rucksack geholt hatte. Ein Glucksen war zu hören.
»Wird tot zurückgelassen«, bemerkte Daugrula kalt. »Damit er den Menschen nicht zu viel verraten kann, wenn er ihnen in die Hände fällt.«
Werzaz richtete sich auf und funkelte die Nachtalbe an. Mit einer trotzigen Geste steckte er die Flasche hinter den Gürtel und setzte sich in Bewegung.
...
Obwohl Daugrula zur Eile gemahnt hatte, bewegte sich der Trupp deutlich langsamer als vor dem Kampf. Daugrula und der Goblin wirkten geschwächt – obwohl keiner der beiden so etwas zugegeben hätte. Skerna hielt die Linke dicht an den Körper gepresst und verzog dann und wann schmerzerfüllt das Gesicht. Aber der Arm war nicht gebrochen, allenfalls geprellt, und bis Keladis würde er heilen. Wenn ihnen inzwischen nichts anderes widerfuhr.
Nur Gibrax war bei vollen Kräften. Er trottete so gleichmütig hinter ihnen drein wie immer, nur dass er statt des jungen Baumes inzwischen eine Kuh auf der Schulter trug.
Darnamur nickte in Richtung der Gefährten, die vor ihnen gingen: »Da wurden die beiden im Kampf zerfetzt und durchlöchert, und jetzt ist nichts mehr davon zu sehen. Aber für unsere Taschen konnte die Albe natürlich nichts tun.«
»Hätte Daugrula lieber nähen lernen sollen, anstelle der Heilzauber?«, erkundigte sich Skerna.
Darnamur zuckte die Achseln. »Für uns wär's jedenfalls besser gewesen. Wir mussten einiges zurücklassen, was wir auf Keladis bestimmt gut hätten brauchen können.«
»Geschieht euch recht, ihr feigen Kröten«, knurrte Werzaz über die Schulter zurück. »Verpissen wolltet ihr euch, wie die räudigen Ratten, und uns allein gegen die Bitaner antreten lassen. Dachtet wohl, ihr seid auch so kostbare Taschentiere wie das von der Frau Albe. 's wär nur recht gewesen, wenn's euch gleich Brust und Kehle aufgerissen hätte statt nur der Ränzel.«
»Mal langsam«, sagte Darnamur. »Wir sind nur Kundschafter, und das war ganz eindeutig eine Arbeit für Krieger. Und unser Krieger bist ja wohl du!«

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