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9. Kapitel:
Alles Gute hat einmal ein Ende – und so trifft auch Baskon seine Gefährten wieder und reißt erneut das Kommando an sich. Was er dann entscheidet, gefällt den Gnomen gar nicht. Wito gibt sich größte Mühe, seinen Anführer umzustimmen. So steht es im Buch, aber in der Originalfassung stand es noch ausführlicher, was vor allem Baskon und Wito deutlicher charakterisieren sollte. Den »Directors Cut« dieser Unterhaltung findet man nun hier. Aufschlussreich oder schwafelig? Der Leser kann es nun selbst entscheiden ...

next05»Das habe ich vor«, sagte Baskon. »Und dieser Ort ist das Firnbachtal.«
»Aber es gibt einen besseren Platz. Einen, wo wir bis auf eine Schrittlänge genau wissen, wo wir den Feind abpassen können.«
»So?«, fragte Baskon kühl.
»Ja«, erklärte Wito. »Sie wollen Leuchmadans Herz vernichten – in Leuchmadans erster Wirkstätte bei der Quelle des Blutes, inmitten der Grauen Lande. Ihr seid ein Wardu und müsst diesen Ort kennen. Wenn wir uns beeilen, sind wir als Erste dort, und wir können die Quelle des Blutes mit ...«
»Schon wieder diese Geschichte.« Baskons blecherne Stimme klang wie ein Seufzer.
»Aber überlegt doch«, fuhr Wito fort. »Sie bringen das Herz nach Osten über die Berge. Das wäre ein gefährlicher Umweg, wenn sie es tatsächlich gegen uns einsetzen wollen. Im Osten gibt es keine bitanischen Fürstentümer und keine machtvollen Städte, wo sie ihre Kräfte sammeln könnten. Außerdem findet der Krieg, für den sie das Herz brauchen, im Westen statt.
Wenn sie das Herz aber vernichten wollen, haben sie von Osten her bessere Aussichten, ungesehen in die Grauen Lande zu schleichen. Und die Quelle des Blutes liegt auch östlich von Daugazburg. Sie könnten also einem Großteil unserer Leute aus dem Weg gehen. Ihr müsst zugeben, alles spricht dafür, dass wir ihre Pläne richtig verstanden haben!«
»In der Tat«, summte Baskon. Er klang erstaunlich ruhig und verständnisvoll, zugleich aber auch ungeheuer selbstgefällig. »Im ersten Moment habe ich mich tatsächlich selbst gefragt, ob an euren lachhaften Behauptungen nicht doch etwas dran sein könnte. Aber wenn man darüber nachdenkt, finden sich genug Erklärungen für den Umweg. Ihr habt selbst erzählt, dass dieser Fürst das Herz für sich möchte. Wenn die Herzträger nach Osten ziehen, weichen sie Sukans Männern aus und müssen die Kostbarkeit nicht in die Nähe seines Einflussbereichs bringen. Wer auch immer das Herz benutzen will – im Osten kann er es ungestört in Stellung bringen und unseren Truppen damit sogar in den Rücken fallen. Und die bitanischen Großen können es nicht in die Hand bekommen, ehe derjenige seine Macht gefestigt hat.
Wie es scheint, haben die Elfen ihre eigenen Pläne und wollen die Bitaner außen vor lassen. Oder es ist dieser Zauberer ... Ja, ich glaube, es ist dieser menschliche Zauberer, der das Herz für seine eigenen Zwecke gebrauchen möchte. Im Osten muss er keine Rivalen fürchten. Er wird dort irgendwo einen ruhigen Schlupfwinkel haben, den die Bitaner nicht erreichen können. Und den wir niemals aufspüren werden, wenn wir den Feind nicht im Firnbachtal stellen.«
Wito trat näher an den Wardu heran, überwand seine Furcht und legte Baskon die Hand auf den Beinpanzer.
»Baskon, Herr«, sagte er. »Bedenkt, was auf dem Spiel steht! Wenn sie Herz und Kiste an der Quelle des Blutes vernichten, könnte all die Lebenskraft unserer Heimat auf immer verloren gehen, die Grauen Lande auf ewig zur Wüste werden. Schlimmer als heute, und ohne dass jemand einen Nutzen davon hätte ... Wäre das nicht die schlimmste aller Niederlagen?«
Baskon legte den Kopf schräg, und der maskenhafte Helm mit den schmalen Augenschlitzen schien auf den Gnom hinabzublicken. Aber der Wardu schwieg, und Wito schöpfte Hoffnung, dass er Baskon mit seinen Worten erreichen konnte. »Darum bitte ich Euch, Herr«, sagte er. »Geht nicht dieses Risiko ein. Sorgt als Erstes für den Schutz der Quelle, anstatt dem Herz irgendwo in der Wildnis nachzujagen und es womöglich zu verfehlen. Wir können in die Grauen Lande zurückkehren, unsere Grenzen und die Quelle sichern – und dann immer noch mit frischen Kräften in den Osten vorstoßen und nach dem Herz suchen, falls unsere Feinde es nicht selbst zu uns bringen.«
»Werzaz«, sagte Baskon. »Schaff mir diese Laus vom Leib.«
Die Augen des Goblins leuchteten auf. »Mit Vergnügen, Herr«, erwiderte er. Mit zwei, drei langen Sätzen eilte er zu Wito und packte ihn. Der Goblin holte aus und schleuderte Wito mit einem boshaften Lächeln kraftvoll auf seine beiden Gefährten. Alle drei Gnome gingen zu Boden. »He!«, rief Skerna, und Wito bekam schmerzlich ein Knie in die Rippen und schleifte dann mit dem Gesicht durch das Gras.
Darnamur fuhr hoch und versuchte, sich von seinen Begleitern freizumachen, aber Wito fasste nach ihm und hielt ihn zurück. »Bitte!«, sagte er einfach und schaute Baskon wieder an. »Ihr habt uns geglaubt, dass sie das Herz fortbringen. Ihr habt uns geglaubt, wer es trägt – aber was sie damit vorhaben, glaubt Ihr uns nicht, obwohl wir das ebenso gehört haben!«
»Soll ich das Geschmeiß auch noch zum Schweigen bringen?«, fragte Werzaz.
»Ihr könnt doch nicht einfach nach Gutdünken die eine Hälfte von unserem Bericht nehmen und die andere abweisen. Das ist so ... unvernünftig!«
Der Wardu wandte sich brüsk ab.
...
Baskon würdigte sie keiner Antwort mehr, sondern lief los. Notgedrungen folgte ihm der Rest der Truppe, erst Daugrula, dann Werzaz. Gibrax wartete ruhig ab, bis die Gnome sich wieder aufgerappelt hatten, dann sammelte er sie behutsam ein und lud sie sich auf die Schulter. Mit seinen langen Beinen fand er mühelos wieder Anschluss.
Und von seiner hohen Warte herab bohrten sich Darnamurs glühende Blicke in den Rücken der schweren Rüstung, die ihnen voranging.

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