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11. Kapitel:
Nachdem sie Baskon und die Truhe verloren haben, schleichen die Gefährten zum Lager ihrer Feinde. Sie beobachten es eine Weile, bevor die Gnome allein in kleiner Gestalt durch ein Aschenfeld schleichen und zu den Feinden Kontakt aufnehmen. Was ich aus diesen Szenen gelöscht habe, findet man hier – meist nur einzelne Abschnitte zwischendurch.

next05Jetzt, da die Gruppe Daugrulas Führung so nötig hatte wie nie, wirkte sie eigentümlich zaghaft.
Nein, berichtigte sich Wito in Gedanken: So zurückgenommen wirkte sie, seit Baskon sie zum Unkwitt geführt hatte. Und es war nicht Unsicherheit, es war Angst, die Daugrula zaudern ließ. Plötzlich war Wito überzeugt davon, dass die Albe so gut wie eh und je wusste, was zu tun war – dass sie aber vor den notwendigen Taten zurückschreckte.
Es war beunruhigend, wenn eine Herausforderung über die Kräfte einer Nachtalbe hinausging. Und der Wardu war bereits gescheitert. Was also konnten zwei Gnome hier ausrichten, oder auch ein Goblin und der Troll?
»Vielleicht können wir uns mit unseren Feinden zusammentun und das Kästchen gemeinsam zurückholen«, schlug Daugrula vor.
»Aber wie sollen wir uns mit ihnen einigen?«, merkte Wito zweifelnd an. »Das Kästchen lässt sich nicht teilen, und ich sehe keinen Handel, auf den sich beide Seiten einlassen würden.«
»Nein«, sagte Daugrula. »Wenn wir die Schatulle wieder haben – egal welcher Trupp sie bekommt –, dann geht der Kampf weiter. Aber zumindest haben dann beide Seiten eine Aussicht, Leuchmadans Herz zu gewinnen. Wir können die anderen besiegen, aber sie mögen hoffen, gegen uns zu bestehen. Gemeinsam stehen beide Gruppen besser da, als wenn jede allein gegen den Unkwitt antreten muss. Das sollte reichen für einen zeitweiligen Waffenstillstand, für ein Zweckbündnis.«
»Ich gehe«, sagte Wito entschlossen. »Ich komme zumindest in ihre Nähe, ohne gleich erschossen zu werden.«
»Großartig«, grummelte Darnamur. »Und dann erscheinst du plötzlich mitten zwischen ihnen, und sie erschlagen dich vor Schreck.«
»Vielen Dank. Ein wenig schlauer kannst du mich schon einschätzen«, erwiderte Wito. »Ich schleiche über die Schneise, suche mir einen Baum in ihrer Nähe, der mir etwas Schutz bietet, und spreche sie von dort aus an.«
»Vermutlich ist das unsere beste Möglichkeit«, räumte Daugrula ein. Wito glaubte, Erleichterung aus ihrer Stimme herauszuhören. »Ich erkläre dir, was du sagen musst ...«
...
Darnamur hustete und nieste. Zum Glück waren die Feinde noch ein gutes Stück entfernt. Selbst wenn der Elf dort sogar Käfer husten hörte, so doch unmöglich aus hundert Schritt Entfernung.
Wito grinste und hielt Abstand.
...
Anders als der Pilz zerstäubte die Wurzel nicht gleich in einem Stück. Sie erstreckte sich in beide Richtungen schier endlos, in der einen ringelte sie sich dem herrschaftlichen Stamm zu, in der anderen verlor sie sich irgendwo in der weißen Ebene. Der Gedanke wäre vermessen gewesen, dass die Berührung eines käfergroßen Gnoms sie zerplatzen lassen könnte.
Und doch geschah etwas.
...
Man könnte meinen, du wolltest Skerna vertreten, dachte Wito. Aber er sprach es nicht aus. Die Worte taten zu weh, um sie an einen Scherz zu verschwenden. Und Skerna war auch nicht zu ersetzen, so viele Dummheiten Darnamur auch anstellen mochte.
Wito dachte daran, dass bei den meisten Unternehmungen Skerna seine Partnerin gewesen war, und ihm war zumute, als hätte die Asche sein Herz erreicht.
...
Wito sollte diese Leute überzeugen, ein Bündnis mit einzugehen – lange genug zumindest, um dem Unkwitt das Herz wieder abzujagen. Er wusste keine Lüge, mit der das zu bewerkstelligen war, aber die Wahrheit hatte bereits ihn selbst überzeugt und auch Daugrula. Sie sollte eigentlich auch für diese feindseligen Gesellen reichen.
»Ich bin der Kundschafter einer Schar, die euch schon von Keladis an verfolgt.«
...
»Ihr glaubt also, mit uns werdet ihr fertig?«, fragte Wito.
»Worauf du dich verlassen kannst, Gnom«, knurrte Sukan.
Die Hand des Zauberers, die immer noch auf seiner Schulter ruhte, hielt ihn zurück.
»Gut«, fuhr Wito fort. »Dann habt Ihr durch ein Bündnis ja nichts zu verlieren. Ihr könnt uns jetzt besiegen, oder nachdem wir gemeinsam Leuchmadans Herz vom Unkwitt zurückgeholt haben. Für Euch läge der einzige Unterschied darin, dass Ihr einen kostbaren Preis gewinnen könnt, wenn Ihr wartet.«
»Ich denke«, verkündete Gulbert, »der Gnom hat Recht. Solange wir den Unkwitt gegen uns haben, nützt uns die Zusammenarbeit mehr. Aber sobald Leuchmadans Herz in unserer Hand ist, stehen wir uns wieder als Feinde gegenüber.« Er beugte sich näher zu Sukan. »Genau wie jetzt, nur dass wir dann die Truhe haben. Die Truhe, an der Eure Königswürde hängt.«
»Ich bin immer noch der Vorsitzende des Freien Rates«, warf Perbias von hinten ein. »Und ich sage, lassen wir die Truhe hier und freuen wir uns, dass niemand an sie herankommt. Ich für meinen Teil sehe die Truhe lieber in den Händen des Unkwitt als in denen des Feindes.«
Langsam wandte Gulbert sich zu ihm um. »Wenn Ihr das meint, Perbias, dann kennt Ihr den Unkwitt nicht.«

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