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24. Kapitel: Wito sinniert

Kurz vor dem Abschluss der ersten Wito-Szene des Kapitels denkt dieser erst noch mal eine ganze Weile über die aktuelle politische Lage nach. Das passt zu der Figur, und was hier steht ist auch gut und richtig ... nur vielleicht nicht in voller Länge für jeden Leser interessant. Ich habe mich daher entschlossen, das für das fertige Buch ein wenig zu kürzen. Witos Probleme sind vermutlich auch so klar genug.

... von all dem fand sich kaum etwas in Darnamurs Unterlagen.
  Nein, entschied Wito. Er musste sich nicht wundern, warum Darnamur mit all seinen Posten scheinbar besser zurechtgekommen war als er mit dem einfachen Vorsitz. Darnamur hatte alles allein getan – aber auch nur deswegen, weil er nicht zugelassen hatte, dass andere sich um wichtige Dinge kümmerten! Alle Probleme, an denen er kein Interesse hatte, hatte Darnamur einfach auf eine Halde gelegt und die dann Wito hingeschoben.
  Jetzt war Darnamur wieder im Einsatz und fest entschlossen, die Bitaner im Alleingang aufzuhalten. Wito konnte nur hoffen, dass der frisch ernannte Ratsgesandte dieser Aufgabe besser gewachsen war als der Führung der Stadt. Wito hatte die Meldungen von der Front gesehen: Die erfahrenen und altgedienten Gnomentruppen waren fast zur Gänze aufgerieben worden bei dem Versuch, die Bitaner zumindest ein wenig aufzuhalten und Zeit zu gewinnen. Denn die Bitaner wussten sich und ihr Lager vor Gnomen zu schützen.
  Elfen bewachten ihren Heerzug. Darnamur hatte zwar etwas von der Paste besorgt, die einen verkleinerten Gnom vor den Sinnen von Elfen und Alben schützte, doch das war ein rares und teures Mittel. Es hatte gerade mal für einige wenige Elitespäher ausgereicht, und für besondere Gelegenheiten. Seit Bleidans Tod gab es gar keinen Nachschub mehr. Für einen Einsatz in militärischem Umfang reichten die Vorräte nicht, und für das Gift, mit dem Darnamur den Krieg gegen die Golbins entschieden hatte, galt mittlerweile das gleiche.
  Und selbst wenn die Gnomentruppen an den Elfenwachen vorbeikamen, waren die Bitaner keinesfalls eine leichte Beute. Bei Tag machten die vielen trampelnden Stiefel der Marschkolonne jede Annäherung in kleiner Gestalt ganz beiläufig zunichte. Und bei Nacht errichteten die Bitaner einen Korridor um ihr Lager, in dem sie mit Rechen tiefe Furchen in den Boden zogen und mit Hunden und Besen auf Patrouille gingen. Außerdem führten die Menschen Nester mit Ameisen mit, die sie über den Boden verstreuten, wenn sie auf Gnome aufmerksam wurden.
  Die Gnome hatten bei jedem Überfall auf die Bitaner hohe Verluste davongetragen, ohne sie nennenswert aufzuhalten. Wie wollte Darnamur es besser machen? Ihm standen weniger Kräfte zur Verfügung als Ganoch zu Beginn des Feldzugs. Darnamur mochte einen Plan haben, aber er hatte auch schon immer einen Hang zum Größenwahn gehabt.
  Darnamur. Wito seufzte, als er an seinen früheren Leutnant und späteren Stadtherrn dachte. Was Darnamur hier getan hatte, war etwas ganz anderes als seine früheren Eskapaden. Es war ... unvorstellbar.
  Aber war es auch ohne Beispiel? Seit Wito die Traumgestalt des Scharfrichters getroffen hatte, war er sich da nicht mehr so sicher.
  Leuchmadans erste Machtübernahme verschwand im Dunkel der Geschichte. Der geschundene Leib des Scharfrichters war das einzige Zeugnis, das von jenen Geschehnissen geblieben war. Und Wito bekam den nagenden Gedanken einfach nicht aus dem Kopf, dass die Geschehnisse in jenen Tagen bemerkenswert ähnlich gewesen sein mussten zu dem, was Daugazburg in den Monaten von Darnamurs Revolution erlebt hatte.
  Ließ sich daraus etwas für die Gegenwart lernen? Hätte man früher etwas daraus lernen müssen?
  Wito schüttelte den Kopf. Diese Gedanken führten zu nichts. Früher oder später würde er sich mit Darnamur auseinandersetzen müssen. Aber für den Augenblick fand er es einfacher, den Krieg gegen die Bitaner zu planen.