libelle_klein

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next055. Kapitel: Der Weg zur Fei

Im Roman führt ein Dienstgnom Darnamurs Einsatzgruppe in den Palast der Schwarzen Fei. Daran hat sich im Prinzip wenig verändert - nur dass ich den Weg im ersten Anlauf ausführlicher beschrieben hatte, mit mehr Details aus dem Palast und ein wenig mehr Dialog zwischen den Figuren. Am Ende habe ich das ein wenig gestrafft, aber hier bekommt der Leser noch die volle Führung durch die Räumlichkeiten dieser historischen Stätte ...

»Ein Tunnel innerhalb der Außenmauer«, erklärte ihr Führer leise. »Das Personal gelangt von hier aus ungesehen in die äußeren Säle des Palastes, zum arbeiten. Dienstbare Geister, die niemals gesehen werden und keinen der Mächtigen durch ihre Gegenwart beleidigen.«
  Der Gnom seufzte und strich sich die Livree glatt. »Doch seit die Fei keine Menschen mehr im Palast duldet, sind die verborgenen Wege verwaist. ’s sind noch ein paar Gnome geblieben, für die notwendigsten Arbeiten, aber zuverlässig sind die nich. Manch ein Edler, der im Palast lebt, hat eigene Diener für seine privaten Räumlichkeiten hinzugeholt. Doch hier draußen bleibt vieles liegen.« Seine Stimme klang traurig. »Spinnen siedeln in den Ritzen.«
  »Ja, ja«, sagte Darnamur ungeduldig. »Führ uns einfach zur Fei.«
  Sie gelangten an eine schmale Wendeltreppe. Licht schimmerte durch feine Spalten im Mauerwerk. Irgendwo aus dem Stein hörte man Wasser tropfen. Von unten aus der Tiefe drang ein muffiger Geruch zu ihnen empor.
  Der Lakai wandte sich nach oben und sprach weiter: »Die Fei lebt in einem abgeschlossenen Trakt des Palastes. Alle Zugänge sind bewacht. Sie lässt nur ihre eigene, ausgewählte Dienerschaft zu sich. Alben, allesamt, und Goblins der Garde an den Türen. Aber ich kann euch ein paar Löcher zeigen, durch die ein Gnom in kleiner Gestalt womöglich schlüpfen kann. Von da an müsst ihr selbst weiterkommen.«
  Sie folgten der Treppe zumindest zwei Stockwerke empor und gelangten in einen weiteren engen Gang. Am Ende eines Abzweigs schoben sie einen Vorhang beiseite und gelangten in einen großen, leeren Saal. Sie erkannten, dass der Vorhang von der Halle aus betrachtet eine Fahne war. Ringsum hingen weitere an den Wänden herab und zeigten stilisierte Flammen in düsteren Farben. Hoch oben durchbrachen Bogenfenster die Mauern, und graue Lichtsäulen fielen schwer in die Finsternis der hohen Halle. Draußen vor der Zitadelle war ein trüber Tag hereingebrochen.
  Ihr Führer trat an das große Portal und wandte sich dort noch einmal kurz um: »’s nicht so schlimm, wenn wir hier gesehen werden. Laufen immer wieder Gnome im Palast herum, die Dienst haben, und keiner achtet auf sie. Aber das große Messer da, das könnt schon auffallen.«
  Darnamur schob sich die Lederscheide mit dem langen Dolch in den Hosenbund und zog die Weste darüber.
  Der Lakai legte die Hand auf die Holzbohlen, die an den Rändern so verwittert waren, dass sie angefressen wirkten. Die eisernen Türbeschläge waren rau vor Rost. Er zog das Portal auf und trat auf den Flur dahinter. Von dort aus kamen sie auf eine Galerie entlang eines Innenhofes – und mitten im Hof ragte ein gewaltiger Festungsturm in die Höhe.
  Er wuchs in Stufen aus dem Grund empor, ein jedes Geschoss war schmaler als das darunterliegende. Die Basis und der Haupteingang des Turmes lagen tief unter den Gnomen, die Spitze ragte zumindest noch einmal so weit über ihnen empor. Ganz oben saß ein runder Abschluss auf dem vorletzten, schmalen Geschoss wie ein Kopf auf einem Kragen. Diese höchste Kammer der Zitadelle war ringsum von Fenstern gesäumt. Als Leuchmadans Warte war sie in ganz Daugazburg bekannt und weithin sichtbar.
  Die Fassade des Turmes darunter bestand aus schwarzrotem Stein und war von Steinmetzarbeiten überzogen. Reliefpfeiler standen dicht an dicht, teilweise spitz nach oben verjüngt, so dass sie die Konturen eines jeden Turmgeschosses verschwimmen ließen. Zacken ragten ringsum aus den Mauern wie abgebrochene Brückenbögen. Darunter schimmerten schwarze, in den Stein geschnittene Kreise wie wachsame Augen.
  Hinter diesen Mauern verbargen sich Geliunas private Gemächer. Neben dem Haupteingang im Hof verbanden noch weitere Zugänge das Bauwerk mit dem Rest des Palastes: An zwei Stellen stießen die Befestigungswälle gegen den Turm, und bewachte Pforten führten von den Wehrgängen ins Innere. Unten grenzte ein Seitenflügel an das Bauwerk, und ganz in der Nähe der Gnome überspannte eine ungesicherte, aber breite und von Fresken gesäumte Brücke den Abgrund bis zu einem Tor auf halber Höhe des Turmes. Ketten hingen daran herab wie nutzloser Schmuck, und die Streben unter dem steinernen Laufsteg wirkten wahllos verbaut und übertrieben wuchtig.
  ...
  Die Gnome, die wie Ungeziefer zu ihren Füßen umherwimmelten, bemerkten sie nicht.
  Ein tiefer Unterbau verankerte die Brücke am Turm. Lagen von Steinquadern verzahnten sich mit der Gebäudewand, und an den Rändern waren sie verwittert und uneben. Die Gnome traten an die Kante.
  »Hier entlang«, wisperte ihr Führer. Er wies auf eine Rinne, die seitlich an der Brücke nach unten führte.
  ...
  Er blickte plötzlich gehetzt über die Schulter und zog den Kopf ein. »’s kann gar nicht gut gehen«, murmelte er.
  Darnamur lächelte ihn an. »Sei unbesorgt. Der Rest ist allein unsere Sache. Wenn es schiefläuft, wirst du nie wieder von uns hören.«
  Ihr Führer zögerte, dann wandte er sich ab und machte sich wieder an den Aufstieg.
  »Ich bin auch nur um Witos willen dabei«, rief Haro ihm hinterher. »Hätte Geliuna auf Wito gehört, wäre dieser Wahnsinn niemals nötig gewesen!«
  Tropfen klatschten gegen die Brückensteine. Es fing an zu nieseln, und die vier Gnome drangen tiefer in das Mauseloch vor. Darnamur zog den langen Dolch aus Drachenbein.

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