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next052. Kapitel: Darnamur überzeugt Ganoch zum Verrat

Eine längere Szene, in der Darnamur Ganoch zum Verrat an Verbündeten anstiftet, um sich einen Posten bei der Geheimpolizei der Fei zu sichern - weil er den Gnomen an dieser Position auf Dauer nützlich sein kann. Im fertigen Roman finden sich nur noch die Teile der Passage, die andere Dinge betreffen, aber man erlebt mit, wie Ganoch den Verrat ausführt - aber nicht mehr, wie Darnamur ihn dazu anstiftet.
  Ich habe die Passagen schlicht aus dramaturgischen Gründen gelöscht. So bleibt noch eine Weile offen, wie weit Ganochs Verrat reicht. Der Leser erfährt jetzt nur noch, dass Ganoch ein doppeltes Spiel treibt und kann eine Weile darüber rätseln, ob Ganoch auch seine eigenen Leute hintergeht.

»Neuigkeiten aus dem Palast«, verkündete Ganoch ohne weitere Begrüßung. »Geliuna hat eine neue politische Polizei gegründet. Es wurden schon Nachtalben als Offiziere ernannt, und in den nächsten Tagen soll eine Vampirgarde zusammengestellt werden. Der Einheit soll auch eine Geheimpolizei zugeordnet werden, ein Netz von Spitzeln und Kundschaftern.«
  »Die Schwarze Fei reagiert«, stellte Darnamur fest. Er knetete nachdenklich seine Unterlippe, wirkte aber nicht übermäßig beunruhigt. »Sie erkennt wohl langsam, dass sie mit ihren Goblins und rein militärischen Mitteln die Unruhe in der Stadt nicht in den Begriff bekommt. Aber sie erkennt es sehr spät. Wer wird die Geheimpolizei anführen?«
  »Sie wird natürlich von Gnomen gestellt«, sagte Ganoch. »Es sind mehrere Hauptleute für die Führung im Gespräch, und ich stehe natürlich auch auf der Liste. Selbst der Fei ist nicht entgangen, dass ich genau die Fähigkeiten habe, die sie sucht – immerhin habe ich für unsere Organisation schon vor Jahren genau so eine Truppe aufgebaut, wie Geliuna sie nun zusammenstellen will. Ich dürfte also der einzige Gnom mit Erfahrung in diesen Dingen sein. Aber mit diesen Referenzen kann ich mich wohl kaum offiziell bewerben. Ich muss ja vorsichtig sein und darf nicht zu sehr auffallen. Keine Ahnung, wer also letztlich die Posten bekommt.«
  Darnamur setzte sich auf das Bett, und die anderen Gnome folgten ihm. »Es wäre gut für die Messer, wenn du der Hauptmann der Geheimpolizei wärest.«
  »Das halbe Späherkorps der Fei ist Mitglied unserer Organisation«, sagte Ganoch. »Wir hätten diese Geheimpolizei ohnehin unterwandert, und einige der anderen Hauptleute sympathisieren mit uns.«
  »Das reicht mir nicht«, befand Darnamur. »Ich will dich als Hauptmann dort haben.« Er grinste. »Es wäre schon zu lustig, wenn wir unseren eigenen Spitzeldienst komplett unter den Schirm und Schutz der Fei stellen könnten. Der Gedanke gefällt mir, das wir selbst genau den Dienst übernehmen, der die Fei vor Leuten wie uns beschützen soll!«
  »Na ja«, sagte Ganoch. »Was willst du machen? Wenn ich zu laut ›hier‹ rufe, riskier ich ja nur, dass die Fei einen genaueren Blick auf mich wirft. Das würde uns mehr schaden als nutzen.«
  Darnamur schaute zu Boden. »Nicht, wenn wir es richtig anfangen«, murmelte er nachdenklich. Er sah wieder auf. »Morgen haben doch die Freunde des Fortschritts ein geheimes Treffen.«
  Ganoch nickte. »In einem Lagerhaus in der Vorstadt. Aber ich dachte, wir wollten über die geheime Polizei der Fei reden?«
  »Wir reden über die geheime Polizei«, sagte Darnamur. »Wenn du dich an den Nachtalb wendetst, der die offizielle politische Polizei leiten soll und ihm von dem Treffen erzählst, dann kannst du dich gleich als Gnomenhauptmann präsentieren, der seine Ohren überall hat. Du würdest dir diesen Nachtalben zum Fürsprecher machen, weil er den Ruhm einstreichen kann, indem er noch vor dem offiziellen Amtsantritt eine verbotene Vereinigung aushebt. Und damit hättest du dich ganz von selbst für den Posten als Leiter der geheimen Einheit empfohlen, und zwar auf eine Weise, die dich umso mehr als treuen Anhänger der Fei erscheinen lässt.«
  Manche der Gnome brauchten ein wenig länger, um die Bedeutung von Darnamurs Worten zu verstehen. Aber nach und nach lief ein erschrockenes Aufkeuchen durch ihre Reihen.
  »Das können wir nicht tun!«, rief einer.
  »Warum nicht?«, wandte ein anderer ein. »Diese Fortschrittsfreunde werden von Nachtalben angeführt. Ich habe kein Problem damit, wenn sie die Nachtalben gegenseitig an den Kragen gehen.«
  »Aber diese Nachtalben sind nicht unsere Feinde«, gab Batha zu bedenken, und Dranjar fügte hinzu: »Und sie haben auch Gnome in ihren Reihen.«
  »Einige Gnome von den Grünen Landen waren auch Mitglied bei den Fortschrittsfreunden«, sagte Ganoch. Er wirkte entsetzt. »Oder sind es geworden, nachdem Wito verbannt wurde. Es sind unsere eigenen Leute!«
  »Umso besser für dich«, sagte Darnamur. »Wenn du sogar Gnome verrätst, wird niemand auf den Gedanken kommen, dass du selbst mit einer verbotenen Vereinigung von Gnomen sympathisieren könntest. Du empfiehlst dich als Leiter der geheimen Polizei der Fei, und du wirst über jeden Verdacht erhaben sein.«
  »Aber ich kann meine eigenen Leute nicht verraten!«, rief Ganoch.
  Darnamur wischte diesen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Ach was. Die Gnome, die bei deser Versammlung zugegen sind, können unserer Sache am besten dienen, indem sie verraten werden: Es sind schwache Gnome, die auf einen friedlichen Ausgleich mit den anderen Völkern setzen. Es sind nicht wirklich unsere Leute.«
  »Aber es sind Witos Leute.« Ganoch sprach lauter. »Und Wito wollte ebenfalls den friedlichen Ausgleich. Ich dachte, er wäre dein Freund und dein Hauptmann gewesen?«
  »Wito hatte seine Gelegenheit, und du weißt selbst, wohin sein Weg ihn gebracht hat«, erwiderte Darnamur ruhig. »Und wir haben damals schon nicht geglaubt, dass wir Gnome auf friedlichem Wege zu unserem Recht kommen. Eben deswegen haben wir ja die Knochenmesser gegründet. Wir wussten von Anfang an, dass unser Kampf auch auf unserer Seite Opfer fordern wird. Wito selbst hat sich für seine Sache geopfert! Kann man da seinen Leuten nicht dasselbe abverlangen? Es wird nur ein kleines Opfer sein, mit einem großen Gewinn für alle Gnome. Und wenn die Versammlung der Fortschrittsfreunde auffliegt, können die Gnome dort noch am besten entkommen. Sie können sie ja klein machen.«
  Darnamur stand vom Bett auf und trat einen Schritt auf Ganoch zu. Unmittelbar vor ihm blieb er stehen und senkte die Stimme noch mehr. »Denke lieber an die Gnome, die du retten kannst, wenn die geheime Polizei der Fei unter deinem Kommando steht«, meinte er eindringlich.
  Ganoch schaute zur Seite. »Es gefällt mir dennoch nicht«, sagte er. Aber seine Stimme klang schwach, sein Widerstand war gebrochen.
  »Ein Hauptmann muss mitunter Befehle geben, die ihm nicht gefallen«, stellte Darnamur fest. »Damit er seine Mission erfüllen kann. Gut, es ist also beschlossen: Du wirst alles, was wir über diese geheime Versammlung der Freunde des Fortschritts wissen, an die Vertreter der Fei weiterleiten. Sei nicht zu bescheiden dabei: Zeig ihnen, dass du der beste und treueste Spitzel bist, denn diese Bastarde hier unter den Gnomen der Stadt haben. Wie weit bist du bei unseren eigenen Bewerbern?«
  Ganoch atmete tief durch. »Seit Witos Verurteilung melden sich immer noch mehr Gnome, die bei uns mitmachen wollen. Viele von ihnen haben wir beobachtet und überprüft. Die meisten sind sauber und zuverlässig, aber nicht alle sind fähig ... Früher waren fast nur ausgebildete Kundschafter und Gnome aus der Armee Mitglied bei den Knochenmessern. Jetzt kommen viele zornige Gnome, die einfach keine Kampferfahrung haben, oder die für meinen Geschmack einfach zu dumm und redselig sind. Ich will sie nicht im inneren Zirkel haben, obwohl ich sie nicht für Spitzel oder Verräter halte.«
  »Hm.« Darnamur kratzte sich am Kopf. »Auch wenn sie keine Kundschafter und Attentäter, sondern nur Dienstgnome bei irgendwelchen Nachtalben sind, können sie uns nützlich sein.«
  »Allerdings«, räumte Ganoch ein. »Verzichten möchte ich nicht auf sie. Ich habe schon ein paar von ihnen für meine Beobachter rekrutiert. Gerade die Dienstgnome haben ihre Ohren an wichtigen Orten, aber ich würde ihnen keine Geheimnisse anvertrauen, und ich weiß nicht, wie viel sie taugen, wenn man ihnen eine Waffe in die Hand drückt.«
  »Nun gut«, befand Wito. Er wandte sich auch an die anderen Hauptleute und Leutnants, die bei dieser Übung anwesend waren. »Sobald Ganoch die neuen Mitglieder freigibt, schaut sie euch an und prüft, was sie taugen. Nur die fähigen Gnome erhalten Einladungen zu unserem geheimen Treffen, und eine Ausbildung an unseren neuen Waffen. Für die übrigen gutwilligen Gnome organisieren wir eigene Versammlungen. Jetzt, da die Fei eine politische Polizei einrichtet, müssen wir noch vorsichtiger sein: Selbst wenn Ganoch ihre Spione anführt, wird es doch genug Mitglieder bei dieser Einheit geben, die wir nicht kontrollieren. Ich fürchte, die Nachtalben dort werden nicht einfach herumsitzen und abwarten, was Ganoch ihnen einflüstert. Sie werden eigene Fragen stellen, sich umhören, Spitzel und Verräter ermuntern ... Wir müssen darauf achten, dass sie dabei auf niemanden stoßen, der sie zu uns führen kann. Von unseren Orten und unseren Plänen darf nur erfahren, wer von Ganochs Beobachtern geprüft und für zuverlässig befunden wurde.«
  Er wandte sich wieder gezielt an Ganoch. »Und du wirst für mich eine weitere Liste zusammenstellen, mit allen Leuten, die zu viel wissen könnten. Menschen, Alben, fragwürdige Gnome – ganz egal. Anwohner bei unseren Versammlungsorten, die vielleicht zu viele Gnome ein und ausgehen sahen; misstrauische Nachbarn, die möglicherweise etwas beobachtet haben können. Ich denke mal, der Wirt vom Roten Drachen ist ebenso vertrauenswürdig wie unentbehrlich, aber seine Schmuggler und seine eigenen Kontaktleute kannst du dir ruhig noch mal vornehmen. Nimm dir einfach noch mal alle Stellen vor, wo ein loses Ende aus unserer Organisation hinausschauen könnte.«
  Ganoch nickte. »Ich weiß, worauf ich schauen muss.«
  »Gut«, sagte Darnamur. »Ich werde dann entscheiden, wo ein paar unauffällige Unfälle nötig sind.«

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