libelle_klein

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next052. Kapitel: Die Feindschaft zwischen Alben und Elfen

Ursprünglich hat Bleidan diese alte Legende ein wenig ausführlicher erzählt. Im Roman findet sich nun noch eine Zusammenfassung, die inhaltlich vermutlich alles enthält - aber die längere Version verrät vielleicht noch ein wenig mehr über Bleidan, und über die Elfen, die dann im dritten Teil der Reihe ja eine etwas größere Rolle spielen werden.

Bleidan erzählte weiter: »Eines Tages gab es Streit in diesem magischen Volke. Die einen wollten ihre Magie nutzen, um zu herrschen und zu verändern – sie waren eben der Ansicht, dass sie nicht mehr ein Teil dessen waren, was sie hervorgebracht hatte, sondern eine Verbesserung, eine Essenz, der nächste Schritt, der notwendigerweise den Ort, von dem er ausgeht, hinter sich zurücklassen muss.
  Die anderen wollten stattdessen das Leben pflegen und erhalten und so die Magie bewahren, der sie ihre Existenz verdankten. Aus diesen Letzteren entstanden den Elfen, und sie vertrieben unsere Vorfahren aus allen lebenden Hainen und schnitten sie von ihrem Ursprung ab, weil sie behaupteten, unsere Zauberei würde die Reinheit der Natur entweihen. Sie gingen sogar so weit, dass sie eine jede Anwendung von Magie verdammten, die sich nicht mit der Pflege des Lebens befasste – was dann wieder im Gegenzug dazu führte, dass in unserem Volk die Magie des Lebens als allzu ›elfisch‹ verachtet und beinahe vergessen wurde.«
  »Und es bringt uns den Elfen näher, wenn wir dieselbe Art Magie praktizieren?«, fragte Frafa.
  »Nur, wenn wir sie auf dieselbe Art praktizieren«, erwiderte Bleidan. »Wenn die Magie des Lebens uns zur Achtung des Lebendigen führt und nicht von dem Wunsch getragen wird, es zu verändern. Insofern wird wohl niemals ein Nachtalb wieder zum Elfen werden.« Bleidan lächelte. »Aber der Umgang mit dem Lebenden lehrt uns doch einen Respekt, der uns den Elfen ähnlicher macht als diejenigen unserer Brüder, die sich nur mit der Magie an sich befassen, oder mit der Anwendung magischer Kräfte auf tote Dinge.«
  Wieder schüttelte Bleidan den Kopf. »Andererseits ist es so oder so nur eine Legende. In ihr heißt es, dass wir zu Unrecht von den Elfen aus unserer Heimat vertrieben wurden. Heutzutage bestreitet man lieber, dass es jemals eine gemeinsame Heimat gab. Doch ich halte es vielmehr für einen Fehler, dass wir uns von solchen Legenden in irgendeine Richtung beeinflussen lassen. Ist es nicht gleichgültig, ob wir jemals etwas mit den Elfen gemeinsam hatten oder nicht?
  Legenden weisen in die Vergangenheit, aber wir leben in einer Zeit, da wir in die Zukunft blicken sollten. Vieles verändert sich, und wir Nachtalben sollten diese Veränderung begrüßen und sie anführen, anstatt uns von alten Legenden die Welt deuten zu lassen – oder uns davor zu fürchten, die alten Legenden könnten uns eine Deutung vorgeben, die wir nicht wollen.«
  »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Frafa.
  »Nun, ganz konkret«, antwortete Bleidan: »Wir können großen Nutzen daraus ziehen, wenn wir die Ähnlichkeit unseres Zweiges der Magie zu der der Elfen akzeptieren und nicht unsere Augen davor verschließen. Wenn wir ohne Vorurteile lernen und uns nicht so viele Gedanken darum machen, woher das Wissen kommt und wohin es führt, können wir einfach schneller voranschreiten. Ich denke, es steht uns gut an, alles nützliche zu prüfen und das beste von allem zu übernehmen, um insgesamt das Beste zu erreichen.«
  »Ihr wollt ... von Elfen lernen?« Frafa war fassungslos.
  »Dazu ist es wohl noch zu früh.« Bleidan seufzte. »Ich habe nicht das Gefühl, dass die Elfen ihre Kunst mit uns teilen würden. Aber, ja: Ich würde gerne bei ihnen forschen. So lange das allerdings nicht möglich ist, gibt es andere Quellen, aus denen wir wissen schöpfen können. Wusstest du, dass in vielen der bitanischen Fürstentümern freie Akademien gegründet wurden, die sich untereinander austauschen und forschen? Ich halte das für eine Einrichtung, die wir hier in den Grauen Landen gleichfalls übernehmen könnten. Wie so vieles andere auch.
  Wir haben zwar keine Elfen bei den Freunden des Fortschritts, aber dafür nehmen wir auch die Angehörigen anderer Völker auf, sofern sie etwas beizutragen haben. Menschen und Kobolde und Gnome. Wir leben in einer Zeit der Veränderung, und ich glaube, wir haben hier in Daugazburg viel bessere Möglichkeiten als die Menschen von Bitan, wenn wir sie nur richtig nutzen ...«
  »Und Goblins?«, fragte Frafa.
  Bleidan verstummte und starrte sie an. »Äh«, sagte er. »Ja. Im Prinzip. Natürlich wären uns auch Goblins willkommen, wenn sie etwas beizutragen hätten. Aber im Augenblick sind wir ein Gesprächskreis ... Ich meine ... Wie auch immer: Da die Fei ein offenes Treffen derzeit nicht dulden würde, haben wir in zwei Tagen eine geheime Zusammenkunft angesetzt. Es ist unsere erste große Zusammenkunft, seitdem die Fei politische Vereinigungen verboten hat. Wir wollen überlegen, wie wir damit umgehen. Wenn du dich uns also anschließen möchtest, wäre das deine beste Gelegenheit, die Vielfalt kennen zu lernen ...«

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