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26. Kapitel: Die Entdeckung des Nexus

Frafa und Biste reden darüber, wie man den Nexus dieser Welt erkunden könnte. Eine Menge Details und Einwände in diesem Gespräch habe ich im Roman gelöscht - hier ist die ausführliche Argumentation:

next07»Wie geht es dir, Biste?« Sie schaute das Trugbild an, als wäre es tatsächlich die Person, mit der sie sprach. Barsemias rutschte unruhig auf dem Steg herum, erhob sich dann und blickte über das Geländer hinweg in den Wald, knapp an der Erscheinung vorbei.
  »Großartig«, sagte der Wichtel. »Ich muss mich immer noch daran gewöhnen, dass ich die Außenwelt nur noch über die Sichtlinsen und über die Taster des Schiffes wahrnehme. Oder über die Schatten, die alle Objekte in der Ätherwelt werfen. Ist das die Art, wie ein Zauberer die Welt sieht?«
  Ich habe auch Augen, lag es Frafa auf der Zunge. Aber das war ein heikles Thema, und sie wollte den Zustand des Wichtels nicht erwähnen, einen Zustand, den selbst sie als fragwürdig und unnatürlich empfand. Wie viel mehr Unbehagen musste es den Elfen bereiten, dass ihr früherer Begleiter mit einer Maschine verschmolzen war, mit einer Maschine, die selbst wiederum nichts anderes war als durch Thaumagel verzerrtes Leben?
  »Nun, zum Teil«, antwortete sie vorsichtig. »Was ist mit dem Nodus? Descidar hat ein paar Löcher hineingeschlagen. Ich hoffe, er hat nicht gerade die Bereiche herausgestanzt, in denen unser Rückweg gespeichert war?«
  Der Wichtel schüttelte den Kopf. Mit jedem Moment, der verging, schien Biste mehr Kontrolle über seine Situation und über seine neuen Fähigkeiten zu gewinnen. Inzwischen führte er sein Abbild perfekt, und es fiel Frafa gar nicht mehr schwer, es als lebende Person zu betrachten. Kein Vergleich zu der durchscheinenden Projektion im Kontrollraum ...
  »So funktioniert der Nodus nicht«, erklärte Biste. »Keine Information ist fest an einer Stelle abgelegt. Alles bewegt sich. Die Löcher nehmen mir etwas von meiner Kapazität und machen alle gespeicherten Informationen ein wenig ... schwerer zugänglich. Aber man merkt es kaum. Der Nodus ist immer noch stärker als vor seiner Aufrüstung. Und da war er immerhin schon stark genug, um allen Elfen mal ordentlich den Hintern ... äh.«
  ...
  »Der Nexus?«, fragte Biste. »Tut mir leid, das hab ich schon probiert. Immerhin ist der Nexus eine Struktur im Äther. Es gibt keinen Beweis, dass er an unsere Welt gebunden ist. Ich meine, es gab keinen Beweis. Aber jetzt sind wir hier, und meine Nodusportale finden keinen Zugang.«
  »Ich glaube, der Nexus ist an das Blut der Erde gebunden. An Leuchmadans Blut ... das Thaumagel ... Wie auch immer es genannt wird.«
  Die anderen schauten Frafa an. Barsemias, das Abbild von Biste und auch Ledesiel durch die Scheibe. Frafa versuchte zu erklären, was sie meinte.
  »Ich habe die Ähnlichkeiten gespürt! An den Quellen des Blutes fühlte sich der Äther selbst beinahe so an wie der Nexus, und da war das Blut der Erde nahe. Als ich hier durch den Wald ging, hatte ich fast denselben Eindruck. Und wenn es von der Nähe und der Menge des Blutes abhängt, wie sehr der Äther eines Ortes dem gleicht, was wir als Nexus kennen - ist es dann nicht wahrscheinlich, dass das Blut der Erde selbst der physische Träger des Nexus ist? Dass es die Magie des Blutes ist, die im Äther einen Nexus entstehen lässt? Ich meine, immerhin weiß jeder, dass Thaumagel eine magisch aktive Substanz ist.«
  »Man hat schon oft versucht, den Nexus in der stofflichen Welt zu lokalisieren«, warf Ledesiel ein. »Und fast genauso lange forscht man mit Thaumagel ... Ich wollte sagen, fast genauso lange forschen die Finstervölker und die Menschen mit Leuchmadans Blut! Wenn dort der Nexus zu finden wäre, hätte es nicht längst jemand merken müssen?«
  »Vielleicht merken wir es ja jetzt!« Frafa wies mit einer ausholenden Geste in Richtung Biste. »Was ich sagen will: Man hat mit Thaumagel geforscht, aber was ist das schon? Zur Forschung hat man kleine Proben verwendet. In den Maschinen und Kraftwerken benutzt man ein paar Flaschen oder Fässer oder Tanks - was bedeuten solche Mengen schon verglichen mit dem Blut der Erde, das unter dem Boden fließt? Ein ganzes Meer von Thaumagel! Wenn dieses Meer von Thaumagel den Nexus bildet und kleinere Mengen der Substanz entsprechend kleinere und gröbere Strukturen im Äther, würde man dann überhaupt eine Ähnlichkeit bemerken zwischen diesen groben Strukturen und dem gewaltigen Nexus?
  Und denkt daran, wie Descidar seinen Nodus gerne beschreibt: einen kleinen Nexus! So eine Struktur entsteht also, wenn man das Blut der Erde nicht nur in kleinen Proben untersucht oder für mechanische Wirkung verwendet. Ist das nicht der Beleg, nachdem Ihr gerade gefragt habt, Ledesiel?«
  »Gut«, sagte Biste. »Großartig. Wir haben also das Geheimnis des Nexus gelöst. Er steht im Thaumagel unter der Erde. Eine interessante philosophische Frage für Zauberer, auch wenn es nichts daran ändert, wie man den Nexus verwendet oder was für Informationen darin stecken. Womit wir bei unserem Thema wären: Was hilft uns deine Erkenntnis bei der Suche nach Leuchmadans Geheimnissen?«
  »Zunächst einmal hilft es uns bei der Suche nach dem Nexus auf dieser Welt. Hier unter dem Boden fließt so viel Thaumagel, dass die Vorkommen auf unserer Welt im Vergleich dazu wie eine Laborprobe wirken. Wenn ich Recht habe, muss dort unten ein Nexus gebildet werden, und dort müssen wir hin.«
  »Wie ich sagte«, wandte Biste ein. »Ich habe es versucht und nichts gefunden.«
  »Du hast versucht, dich mit unserem Nexus zu verbinden. Wir wissen, dass, hm, Leuchmadans Blut auf dieser Welt von anderer Beschaffenheit ist. Es reagiert ja auch nicht auf die Bestände in den Antriebsmodulen des Schiffes. Ich vermute, der fremde Nexus ist einfach anders strukturiert. Er spricht nicht unsere Sprache, wenn man es so ausdrücken will - und ist eine Sprache nicht auch nur ein Code, und ist es nicht gerade die Spezialität eines Nexusschnüfflers, Codes zu entschlüsseln?
  Biste, ich will, dass du mit diesem Nexus Verbindung aufnimmst. Nicht über die Portale, die im Nodus zu diesem Zwecke vorhanden sind. Ich will, dass du mit den magischen Kräften des Nodus die ätherische Ebene erkundest, deine Essenz in den Boden dieser Welt wandern lässt und dort den Kontakt zu Leuchmadans Blut suchst. Du musst den Nexus hier neu entdecken, wie die Zauberer in alten Tagen auf unserer Welt. Du bist ein Nexusschnüffler, und mit dem Nodus hast du das mächtigste Entschlüsselungsgerät der Union an deiner Seite. Ich will, dass du herausfindest, wie dieser Nexus hier strukturiert ist, und dass du dein eigenes Portal dorthin schaffst.«
  »Mit Leuchmadans Blut verbinden?« Ledesiel schüttelte sich und beugte sich näher an die Scheibe. »Tu das bloß nicht! Dieses Gift verdirbt alles, womit es in Berührung kommt. Es könnte dich verändern und den Nodus zerstören.«
  Frafa wandte sich ihr zu. »Aber darum geht es doch, Ledesiel! Wir wollten Leuchmadans Natur ergründen, damit wir einen Weg finden, in unserer Heimat gegen ihn zu kämpfen. Wir wussten das, als wir hierherkamen, und wir kannten auch die Risiken. Wie wollen wir etwas über Leuchmadan herausfinden, wenn wir nicht wagen, etwas zu berühren und zu untersuchen, was mit ihm zu tun haben könnte?«
  »Als wir hierherkamen«, sagte Ledesiel, »hatten wir eine Heimat. Einen Wald, der in sicherer Entfernung über der Welt schwebte, und wir haben nur einen kleinen Trupp heruntergeschickt, um zu forschen. Ein begrenztes Risiko. Nun ist unser ganzes Volk hier, und das Leben unseres Volkes hängt an diesem Schiff - und an dem Wichtel.«
  Sie schaute unglücklich drein.
  »In gewisser Hinsicht«, sagte Frafa ernst, »bleibt es ein begrenztes Risiko. Denn hängt nicht das Schicksal aller Elfen am Erfolg unserer Reise? Das Volk von Porfagilia muss noch ein letztes Risiko eingehen, um alle Elfen zu retten. Du musst dich entscheiden, was genau dein Volk ist, Ledesiel - die Elfen, oder nur die Bewohner von Porfagilia. Und ich glaube, dieses Risiko ist nicht groß - Biste hat Erfahrung in diesen Dingen, und was den Nexus angeht, führt er schon seit Jahren alle Zauberer und Autoritäten der Union an der Nase herum.«
  »Na ja ...« Das Ebenbild des Wichtels wand sich verlegen, aber er grinste.
  »Ja«, murmelte Ledesiel mürrisch. »Ein begrenztes Risiko ... für eine Nachtalbe.«
  »Wenn ich die Verbindung herstellen kann«, sagte Biste. »Was dann? Wir haben einmal darüber gesprochen, wie es ist, im Nexus zu schnüffeln. Die Verbindung alleine reicht nicht, man muss auch die Informationen finden können, die man sucht. Hier fehlen mir alle Hilfsmittel, die ich zuhause habe, und wenn der Nexus auf dieser Welt tatsächlich um so viele größer ist als jener schier unendliche Datenraum, den wir kennen ...«
  »Nun.« Frafa sah sich unsicher um, denn sie wusste nicht, wie die anderen ihre Worte aufnehmen würden. »Hatten wir nicht schon festgestellt, dass sie diese ganze Welt gegen uns zu wenden scheint? Wie könnte man eine Welt lenken, wenn nicht durch den Nexus? Ich glaube, unsere verborgenen Feinde nutzen den Nexus, so wie wir es zuhause tun - nur sehr viel umfassender. Sie werden es merken, wenn wir eine Verbindung etablieren. Und ich hoffe, mit Bistes Hilfe und Übersetzung, kann ich das Portal nutzen, um mit ihnen zu reden.
  Wenn sie nur gegen uns kämpfen, weil wir in ihre Welt eingedrungen sind, wer weiß? Womöglich können wir sogar einen Frieden aushandeln und uns verständigen, wenn sie wissen, das wir nicht bleiben wollen und selbst Hilfe brauchen.«

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