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20. Kapitel: Barsemias bleibt zurück

Die Elfen und ihre Begleiter bereiten eine Expedition vor - nur Barsemias soll im Elfenwald zurückbleiben. Im Buch steht nur noch, was geschieht. In der ersten Fassung hat Barsemias noch ein wenig allgemeiner über seine Stellung nachgedacht.

next07 »Ja.« Barsemias seufzte schmerzerfüllt. »Erinnere mich nicht daran. Die Welt war leichter, bevor ich mein Volk durch deine Augen gesehen habe.«
  »Wissen schadet nie.« Frafa schaute kokett zu ihm auf. »Das waren deine eigenen Worte. So gefällst du mir jedenfalls besser als bei unserer ersten Begegnung - ein Elf, der die Dinge aus unterschiedlicher Warte betrachtet und der mehr weiß, anstatt sich seiner selbst allzu gewiss zu sein.«
  »Ein Elf, der lieber mit einer Nachtalbe auf Abenteuer ausziehen würde, anstatt daheim bei seinem Volk seine Pflicht zu tun.« Barsemias rang sich ein halbherziges Grinsen ab. Ich weiß nicht, ob mir das besser gefällt. Ich weiß nicht, was daraus werden soll, wenn alles vorbei ist.«
  Er schaute sich um, beugte sich dann zu Frafa und flüsterte: »Die Dinge aus unterschiedlicher Richtung zu sehen bedeutet auch, zu wissen, dass es andere Orte gibt, an denen man stehen kann. Bei allen Vorbehalten, und auch, wenn ich mich mitunter ausgeschlossen fühlte, so wusste ich doch mein ganzes Leben lang, wohin ich gehörte. Selbst als ich in der Union studierte, blieb ich für mich und hielt mich an andere Elfen. Mir war stets klar, dass ich all das für mein Volk tue. Ich kämpfte um Anerkennung, aber ich wusste, wohin ich gehöre.
  Erst bei unserer gemeinsamen Reise, Frafa, habe ich gesehen, dass ich auch anders leben könnte. Dass ich mir eine andere Gesellschaft suchen kann. Aber das will ich nicht und das wollte ich nie. Ich glaube nicht, dass ich anderswo glücklich wäre, ich könnte nur entzweigerissen werden. Wie eine Welt, die ganz fern um ihre Sonne kreist - sie mag kalt sein und sich nach dem Licht sehnen, von dem sie niemals genug bekommt. Doch wenn ein anderer Stern ihr zu nahe kommt und sie aus der Bahn wirft, so wird sie doch nicht dort eine neue, wärmere Heimat finden. Sie wird einfach nur ihre Bahn verlassen und selbst jene ferne Sonne verlieren, die sie bis dahin hatte, haltlos in der Dunkelheit treiben, so wie Porfagilia dort draußen.
  Wohin hat uns diese Reise gebracht, Frafa? Die Welt unter unseren Füßen ist fremd und von einer giftigen Aura umhüllt, das Licht dieser Sonne lässt mich schaudern. Wir haben kein Ziel erreicht, sondern wir sind einfach nur sehr weit fort von zuhause. Ich hoffe, wir werden bald heimkehren, Frafa. Unser Wald und mein Volk wird es. Aber kann ich ebenso leicht zu meinem Volk zurückkehren, oder werde ich für den Rest meines Leben so sein wie Porfagilia an diesem Ort hier?«
  Frafa räusperte sich. Sie lauschte den Vögeln in den Bäumen, die aufgeregt und ein wenig irritiert ihr Morgenlied sangen, obwohl dieser Morgen kein Ende nahm. Die fremde Sonne stand tief am Horizont und war zwischen den Bäumen nicht zu sehen, aber das Licht, das sie warf, hatte einen orangen Schimmer und verfremdete die Vegetation um sie her, bis es fast so aussah, als hätte das Blut der Erde den Elfenwald doch noch erreicht.
  Mach es wie ich, wollte Frafa sagen. Was kümmert mich mein Volk? Ich kann bei Nachtalben sein oder anderswo, ganz wie es mir beliebt, doch ich bin stets Frafa, nicht ein Teil von vielen, und ich schaffe mir mein Schicksal selbst.
  Aber Barsemias war ein Elf, und das wollte er sicher nicht hören.
  Sie lenkte das Gespräch auf ein weniger verfängliches Feld. »Bringst du uns hinunter?«
  »Sozusagen.« Barsemias wechselte in einen geschäftsmäßigen Tonfall. »Ich kann auf dem Boden von Leuchmadans Welt keine Tore öffnen, er ist schlimmer verseucht als die Union. Wir setzen unsere Späher in fliegenden Kapseln ab, genau wie auf dem Bruchstück. Ich öffne ein Tor hoch oben in der Atmosphäre, und die Kapseln treiben hindurch und landen wie Ballons. Auf dem umgekehrten Wege holen wir euch später wieder zurück.«
  »Leuchmadans Welt ist groß«, sagte Frafa. »Und wir wissen nicht genau, wonach wir überhaupt suchen. Womöglich müssen wir lange dort verweilen ...«
  »Wir haben neue Landekapseln wachsen lassen, während der Wald um die Sonne kreiste«, erklärte Barsemias. »Sie sind größer als die alten und besser ausgestattet. Wir können euch versorgen, solange es nötig ist. Hoffe ich.«
  Barsemias holte tief Luft. »Ich hoffe wirklich, ihr findet dort unten eine Waffe gegen Leuchmadan. Ein Heilmittel gegen sein Blut. Und ich hoffe, ihr findet es schnell. Aber diese Welt ist das, was unsere Welt zu werden droht, dort hat Leuchmadan längst gesiegt und jeden Kontinent unterspült. Wie wahrscheinlich ist es also, dass es da etwas gibt, was ihn aufhalten kann?«
  »Wer weiß?« Frafa zuckte die Achseln. »Das eben werden wir herausfinden.«Sie dachte nach. »Und wie war das - du setzt uns in fliegenden Kapseln in der Luft aus?«
  Barsemias nickte.
  »Wir haben noch den Odontopter der Kopfgeldjäger. Er fliegt sicher besser als eure Ballonkapseln. Kannst du mich und die Gnome in dieser Menschen-Flugmaschine absetzen?«
  Barsemias hob die Brauen bei dem Vorschlag. »Das sollte nicht schwieriger sein, als ein Tor für unsere eigenen Fluggeräte. Nicht schwieriger für mich, heißt das - wie gut ihr fliegen werdet, wenn ihr ankommt, das vermag ich nicht zu sagen. Du willst dich wirklich wieder Wisburs Flugkünsten anvertrauen?«

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