libelle_klein

Deleted Scenes

next0526. Kapitel: Schluss

Und hier ist es - das eigentliche Ende des Romans. Ich habe es gekürzt, weil es recht depressiv war und weil ich mir dachte, tun wir den Lesern mal was gutes und lassen das Buch ein wenig optimistischer enden ;-)
  Es ist schon lustig, dass man ein Buch positiver enden lassen kann, indem man es einfach ein paar Absätze vorher aufhören lässt. Einen so großen Unterschied macht es aber auch nicht. Dass die überlebenden Figuren das, was geschehen ist, nicht so einfach abschütteln können, kann man sich auch so denken. Und im dritten Teil wird es ja dann noch ausführlich zum Thema.

...
  Und Macht hatte er, weit jenseits von allen Ämtern, die er sich übertragen ließ. Sie umgab ihn wie eine Aura. Alben und selbst Goblins beugtenvor ihm das Knie, auf eine Weise, die durchaus mit dem Zauber von Geliuna vergleichbar war, wenn auch subtiler und nicht wirklich als Magie zu erkennen. War es die Macht von Leuchmadans Kästchen, die denjenigen durchströmte, der es vollkommen beherrschte? Frafa konnte es nicht recht einordnen. Aber alle Völker, die für derlei Dinge empfänglich waren, spürten ihre Präsenz, und die anderen zumindest ihre Wirkung.
  Wann immer sie es einrichten konnte, suchte Frafa Zuflucht in der geheimen Kammer. Niemand hinderte sie daran.Es gab keinen Grund, warum man sie dort noch einließ, denn Aldungan beherrschte das Kästchen aus der Ferne besser, als sie es je durch Berührung geschafft hatte. Aber Aldungan kümmerte es auch nicht, ob sie dort war oder woanders.
   Ein anderes Refugium hatte sie auch nicht mehr.
  ...
  Frafa schaute auf das Blatt vor sich, und es fühlte sich gut an, etwas getan zu haben. Etwas selbst zu tun, ohne sich anzulehnen, ohne die Augen zuzumachen und sie erst wieder zu öffnen wenn der, der sie führte, sie in irgendeinem Morast zurückgelassen hatte.
  Das brachte die Erinnerungen an all ihre früheren Fehler zurück. Ihr Blick trübte sich. Sie schob das Blatt fort, ließ sich tief in den Stuhl sinken. Balgir kroch auf ihren Schoß, und sie kraulte ihn.
  Sie würde auch in Zukunft Fehler machen, aber zumindest würden es ihre eigenen Fehler sein. Doch das würde die Zeit nicht zurückdrehen und ungeschehen machen, was schon passiert war -, was sie, gedankenlos, schon hatte geschehen lassen.
  Sie dachte zurück an das, was Geliuna, die Schwarze Fei, einst bei einer Audienz zu ihr gesagt hatte: Es mag dir lang vorkommen. Aber es ist nur Zeit. Sie vergeht von selbst.
  Nachtalben alterten nicht. Die Zeit bedeutete ihnen etwas anderes als Gnomen und Menschen. Hieß das etwa auch, dass die Folgen ihrer Fehler ewig andauerten? Dass ein Augenblick, eine Unaufmerksamkeit, ein bloßes flüchtiges Fehlurteil für immer ihr Leben bestimmte? Dass eine einzige unüberlegte Tat Glück und Unglück für Jahrtausende bestimmte, und ein Verlust nicht zurückgeholt oder auch nur vergessen werden konnte?
  Frafa saß an ihrem Schreibtisch und nahm sich noch einen Augenblick Zeit. Ihr Leben ging weiter, und sie hatte Aufgaben und ein Amt. Im letzten Jahr hatte sie vieles erreicht, und vieles gelernt. Sie würde sich den Herausforderungen stellen und bald damit anfangen. Jetzt wusste sie, was sie wollte - die Dinge, die sie haben konnte, und die Dinge, die sie nicht mehr bekommen würde. Und sie weinte um alles, was sie verloren hatte.

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