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In der Kleinstadt Komfir werden die Gefährten von Bitanern unter Führung des Ritters Strentor in die Enge getrieben. Im Buch werden sie im Schlaf überrascht, aber in der ursprünglichen Version war zuerst ein anderer Verlauf vorgesehen. Hier findet man, vollständig und ausführlich, meinen ersten Entwurf für die Szene:

next05Während die Magd ihre Zimmer herrichtete, versammelten sich die Gefährten im jeweils anderen Raum zu einer kurzen Lagebesprechung. Eigentlich gab es nicht viel zu bereden, denn was sie tun wollten, hatten sie schon vor der Stadt geklärt – wie sie es aber anstellen sollten, war ihnen immer noch nicht ganz klar.
Daugrula hielt es für unumgänglich, dass sie sich unter das Volk mischten und Fragen stellten. Die Gnome hätten sich am liebsten in ihrer kleinen Gestalt unter die Tische und in die Häuser geschlichen, in denen die Bitaner untergebracht waren, und sie belauscht. Das war aber ohnehin erst am Abend möglich, wenn weniger Füße unterwegs waren, die sie zertreten konnten, und wenn es so dunkel war, dass sie unauffällig größer und kleiner werden konnten.
Daugrula hatte zudem ihre Zweifel, ob der Verwandlungszauber Bestand haben würde, wenn die Gnome ihre eigene Magie wirkten. Sie mussten also damit rechnen, erst mal wieder als Gnome zu erscheinen, wenn sie sich irgendwo in Käfergröße verborgen hätten.
Wito hätte die Zimmer am liebsten gar nicht mehr so schnell verlassen, und damit war er ausnahmsweise mal einer Meinung mit Werzaz. Der Goblin fühlte sich ohne seine Rüstung nackt und schutzlos, während der Gnom sich ungern mitten unter Feinden bewegte, nur geschützt durch eine Magie, die er nicht verstand.
Im Grunde liefen die Sorgen von Gnom und Goblin also so ziemlich auf dasselbe hinaus, aber es half nichts. Nach etwa einer Stunde trieb Daugrula sie alle wieder in den Gastraum hinab. Zur Tarnung hatte sie Balgir die ganze Zeit in seiner Taschengestalt mit sich getragen. Nun wühlte sie in den unergründlichen Tiefen dieses lächerlich schmal wirkenden Reisesacks und holte sie eine Geldbörse hervor.
»Mal sehen, ob wir ein paar Zungen lockern können«, stellte sie fest. Dann strich sie ihrem Vertrauten über den Kopf und gab ihm die Echsengestalt zurück, bevor sie ihn in ihren Räumlichkeiten zurückließ. Balgir zischte beleidigt und verkroch sich unter dem Bett; die Gefährten traten in den Flur und begaben sich ins Erdgeschoss.
Unten am Treppenabgang wartete Strentor auf sie.
Der Mensch tat zwar so, als würde er ganz zufällig am Tresen sitzen; aber sein Platz war so abgelegen und ungemütlich, dass eindeutig war, dass er nur die Nähe zur Stiege gesucht hatte. Wito erschrak bei seinem Anblick und wich unwillkürlich einen Schritt zurück, so dass er die Tür blockierte und seine Gefährten gegen ihn stießen. Aber natürlich konnte der Bote sie unmöglich wiedererkennen, so nahe sie einander auf Keladis auch gekommen waren. Trotzdem wartete er eindeutig auf sie, hatte allerdings weniger die Wichtel im Blick, als vielmehr die Albe – in der er natürlich eine Elfe sah.
»Ah, hallo, meine Freunde«, begrüßte Strentor sie. »Ich habe gehört, ihr seid eben aus Keladis angekommen?«
Daugrula nickte vorsichtig. Sie hatten mit den Menschen reden wollen, aber das Bitaner von sich aus auf sie zutraten, war verdächtig. »Wir sind hier nur auf der Durchreise«, sagte sie.
»So, so – auf der Durchreise«, bestätigte Strentor. »Setzen wir uns doch an einen Tisch. Ich lade euch gerne auf einen Becher Wein ein, damit wir etwas plaudern können. Ich war nämlich auch auf Keladis, müsst ihr wissen. Es interessiert uns natürlich sehr, ob es Neues vom Rat gibt.«
Daugrula hielt noch die Geldbörse in der Hand, mit der sie eigentlich den ein oder anderen Krieger oder Einheimischen hatte einladen wollen. Aber Strentor fasste sie am Arm und zog sie mit sich. Sein Grinsen war so breit, dass Wito es schon als Zähnefletschen ansah.
Wito folgte Strentors Blick, der über Daugrulas Schultern hinwegging, und sah zwei weitere Bitaner, die unauffällig herangekommen waren und sich sogleich an den Gefährten vorbei ins Treppenhaus drückten. Diese Männer wollten gewiss nicht nur zufällig die eigenen Zimmer aufsuchen. Etwas ging hier vor, und es war nicht das, was Wito und seine Begleiter eigentlich geplant hatten.«
»Eine Elfe, drei Wichtel und ein Mensch – was führt so eine ungewöhnliche Reisegruppe in den Süden?«
»Wir wollen nicht weit in den Süden«, erwiderte Daugrula. »Wir warten hier nur, dass die Wege wieder sicher sind, und dann kehren wir in unsere jeweiligen Heimatorte zurück.«
»Aber gewiss doch.« Strentor beugte sich vertraulich zu ihr hinüber und flüsterte: »Amonia, nicht wahr? Ihr könnt ruhig offen sprechen – Fürst Sukan hat mich in eure Mission eingeweiht. Dass ihr eine Frau seid, und noch eine so hübsche dazu, hat er mir allerdings verschwiegen. Perbias muss sehr hartherzig sein, wenn er lieber eine zarte Elfendame an seiner Statt auf so entbehrliche Reise schickt.«
Daugrula suchte nach Worten, und ihr hilfesuchender Blick fiel auf die Gnome, die mit offenem Mund neben ihr auf der Bank saßen und sich an der Tischkante festklammerten. Die Augen der Nachtalbe wurden schmal, und Wito fühlte sich förmlich von Dolchen durchbohrt. Anscheinend fühlte sie sich von ihren Kundschaftern nicht ausreichend informiert.
Wito hätte ihr gern gesagt, dass sie noch froh sein konnte. Immerhin hatten sie für Werzaz nicht »Strentor« als Name gewählt, was sicher zu noch mehr Problemen geführt hätte.
Der Goblin war stehen geblieben, einen Schritt neben dem Tisch. Wito konnte nur hoffen, dass er nicht die Nerven verlor. Aber auch er selbst konnte nicht recht einschätzen, wohin diese Unterredung mit dem bitanischen Boten führen mochte.
Strentor musterte sie ausgiebig von oben bis unten, dann fuhr er fort: »Wo ist übrigens Fürst Sukan? Er wollte doch mit euch reisen?«
»Mit uns reisen?«, fragte Daugrula zurück, ohne den Menschen anzuschauen. Stattdessen wurden die Dolche in ihren Augen, mit denen sie Wito fixierte, zu Schwertern.
»Nun, der Fürst hatte erwähnt, dass drei Wichtel und noch andere mit ihm kommen wollten. Womöglich König Perbias selbst, oder zumindest ein anderer Vertreter des Elfenvolks. Auch ein Zauberer namens Gulbert. Das war doch der Name Eures Begleiters, wenn ich den Wirt richtig verstanden habe?«
»Äh ...«, setzte Daugrula an.
»Der Fürst wurde aufgehalten«, warf Wito rasch ein. »Wir sollten schon mal vorgehen.«
»Ja, Fürst Sukan hatte so etwas angedeutet.« Strentor lächelte fein. »Er meinte, wir sollten ... auf euch achtgeben, wenn ihr ohne ihn hier ankommt.«
»Das ist nett von Fürst Sukan.« Daugrulas Stimme klang gepresst.
»Nicht wahr? Auf eurer Reise lauern viele Gefahren.«
In diesem Augenblick traten die beiden bitanischen Krieger wieder in die Schankstube, die zuvor ins Obergeschoss hinaufgestiegen waren. Sie sahen Strentor an und schüttelten den Kopf.
Der Bote blickte nachdenklich drein und strich sich durch die Haare.
»Ja, wir sollten uns dann wohl zurückziehen«, sagte Daugrula, gerade in dem Moment, als der Wirt mit dem Wein kam und die Becher vor ihnen auf den Tisch stellte.
Wito fiel auf, wie still es in der zu dieser Stunde ohnehin nicht gut gefüllten Gaststube geworden war. Sämtliche Bitaner schauten nun zu ihrem Tisch hinüber und behielten alle Bewegungen dort scharf im Auge. Die wenigen Einheimischen waren allesamt verschwunden.
Die Gnome erhoben sich eilig von der Bank. Daugrula schob den Stuhl zurück, aber sie bedachte den Boten noch mit einem koketten Augenaufschlag. »Es ist natürlich beruhigend, wenn ihr für unsere Sicherheit sorgt, bis wir weiterziehen.«
»Oh, ich bin mir sicher, Fürst Sukan wird dann sogar eine Eskorte für euch bereitstellen«, versicherte Strentor liebenswürdig.
Die Gefährten entfernten sich auf den Treppenaufgang zu. Wito zupfte dem Goblin an der Kleidung, um ihn vor sich aus dem Raum zu schieben. Der aber knurrte nur unwillig und wischte den kleinen Gnom beiseite, dass Wito auf die Treppe zutaumelte. Werzaz blieb stehen und musterte die Bitaner grimmig.
Die beiden Krieger, die vorher im Obergeschoss gewesen waren, standen links und rechts des Durchgangs, machten aber keine Anstalten, sie aufzuhalten. Strentor kam hinter ihnen her.
Wito atmete durch und gab auch Skerna und Darnamur mit einer Geste zu verstehen, die Ruhe zu bewahren. Wenn die Menschen sie hier im Auge behalten und Wachen vor ihrer Tür postieren wollten – gut. Aber sobald sie erst mal in ihrem Zimmer unter sich waren, konnten sie weitere Pläne schmieden, und zumindest Daugrula und die Gnome sollten keine Schwierigkeiten haben, sich ihren Bewachern zu entziehen.
Solange sie jetzt keine weitere Befragung provozierten und etwas Falsches sagten ...
Daugrula schritt in das Treppenhaus hinaus, und die Gnome hingen ihr beinahe buchstäblich an den Rockschößen. Einer der Krieger streckte von der Seite die Hand nach ihr aus.
»Na«, brummte Strentor. »Du wirst doch einer Dame nicht betatschen wollen? Wir suchen nur eine Sache – und eine solche Truhe kann sie wohl kaum an ihrem zierlichen Leib tragen.«
Der Krieger wurde rot und zog die Hand zurück. Daugrula huschte hastig an ihm vorbei. Skerna neben ihm ließ ein leises »Oh«, vernehmen. Schon trat Daugrula auf die erste Stufe, als Werzaz von hinten laut protestierte. »He! Lass deine Schimmelpratzen von meiner Wäsche, du käsige Ka-Kahl-mh ...«
Der Goblin erinnerte sich daran, dass er selbst im Augenblick als Mensch auftrat, und verstummte. Aber das hieß nicht, dass er klein beigab. Er hieb einem der Krieger an der Seite seine Rechte ins Gesicht, und sofort klafften dem Mann drei tiefe, blutige Risse auf der Wange. Der zweite Bitaner zog sofort die Hände zurück, mit denen er Werzaz' Jacke abgetastet hatte.
Der getroffene Soldat taumelte zurück und fluchte. Dann beugte er sich vor und spuckte einen kleinen, weißen Brocken zu Boden. Sein Kamerad versuchte, Werzaz festzuhalten, bekam den Goblin aber nicht richtig zu fassen. Im selben Augenblick sprangen auch schon weitere Soldaten hinzu.
Wito zog sein Knochenmesser, gleichzeitig aber hielt er Darnamur zurück, der in der Hand die noch eingeklappte Rasierklinge trug. Daugrula verharrte unschlüssig auf der Treppe, wandte sich dann aber dem Getümmel zu und summte leise. Sie hob einen Arm.
Über die Köpfe seiner Leute hinweg behielt Strentor sie im Auge und brüllte: »He! Vergesst die anderen nicht! Drei Männer sichern die Elfe und die kleinen Leute.«
Mit vereinten Kräften rangen die Bitaner Werzaz nieder. Einige von ihnen drückten sich seitlich an dem Kampf vorbei und standen schon vor den Gnomen. Daugrula verstummte. Auch Wito steckte die Waffe weg und hob die Hände. Ein Kampf gegen diese Übermacht war aussichtslos, und offenbar sah auch die Nachtalbe keine Möglichkeit, mit ihren Zaubern das Blatt zu wenden. Zumal auch die Straßen der Stadt voll von Bitanern waren, und sie eine Stadtmauer überwinden mussten, um zu entkommen. Bei Tageslicht und mit den Verfolgern auf den Füßen ein aussichtsloses Unterfangen.
Die bitanischen Krieger kämpften immer noch mit Werzaz. Sie schienen Mühe zu haben, den Goblin festzuhalten. Immer wieder bekam er eine Hand frei, schlug zu oder stieß einem der Menschen ein Knie in den Unterleib.
Zwei Bitaner wanden sich unter Schmerzen am Boden, einer presste sich wimmernd die Hand auf das Auge. Blut lief ihm über das ganze Gesicht. Die Bitaner prügelten und traten auf den Goblin ein, aber Werzaz wehrte sich immer noch.
»Wir können ihn nicht halten!«, rief einer. »Irgendetwas ... stimmt nicht mit ihm. Es ist, als könne er seinen Körper verformen, um uns zu entkommen.«
Wito wusste genau, was los war. Daugrula hatte ihnen erklärt, dass die Verwandlung ihren Körper nicht wirklich verändern konnte. In erster Linie legte sie eine magische Aura darüber, die alles anders wirken ließ. Während die Bitaner also einen Menschen vor sich sahen und auch fühlten, und Gliedmaßen von menschlicher Proportion zu packen versuchten, rangen sie tatsächlich mit einem Goblin und griffen daher immer wieder ins Leere.
Aber Strentor hatte eine andere Erklärung.
»Der Kerl ist ein Zauberer«, rief er zurück. Kurzerhand packte er einen Stuhl, rief eine kurze Warnung und zog Werzaz das Möbelstück kräftig über den Schädel. Nun half auch die veränderte Anatomie dem Goblin nicht mehr weiter. Der Stuhl traf den Kopf gut genug, und von einem Moment auf den anderen erschlafften seine Bewegungen.
»He«, rief einer der Krieger, der gerade noch rechtzeitig hatte ausweichen können. Ein weiterer starrte seine Hand an, die auch vom Stuhlbein getroffen worden war. Strentor hatte nicht viel Rücksicht auf seine eigenen Leute genommen.
»Dieser Gulbert ist ein Zauberer«, erklärte er. »Sukan hat mir das erzählt. Wer weiß, wozu er sonst noch fähig ist. Besser, er kommt gar nicht wieder zu Bewusstsein.«
»Vielleicht stechen wir ihn gleich ab?«, fragte ein Soldat.
Die Wirtsstube sah aus wie ein Schlachtfeld, zumindest in unmittelbarer Nähe der Treppe. Der Wirt stand hinter dem Tresen, schaute auf die umgestoßenen Möbel, zerbrochene Becher und Teller und andere Schäden und stammelte: »Die Belohnung! Aber ... Aber das hier wird extra bezahlt!«
Strentor beachtete ihn nicht. Er blickte auf Werzaz hinab und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wir warten auf den Fürsten. Er wird diese Leute befragen wollen. Immerhin haben wir Leuch... Die Truhe noch nicht gefunden. Sie müssen sie irgendwo versteckt haben.«
Er wandte sich an Daugrula. Einige seiner Krieger hatten sich zwar um die Nachtalbe und die Wichtel herum aufgestellt, aber keiner hielt sie fest. Vermutlich sahen sie die vermeintlichen Wichtel nicht als Gefahr an, und Daugrula war eine außergewöhnlich hübsche Elfe, die selbst Strentor noch mit Respekt behandelte.
»Oder wollt Ihr mir vielleicht sagen, wo ihr das Ding habt, das wir suchen? Ihr wisst, was ich meine, auch wenn es vermutlich in unser aller Interesse liegt, dass ich es hier nicht in aller Öffentlichkeit ausspreche.«
»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, sagte Daugrula würdevoll.
Strentor kratzte sich am Kinn und wandte sich zu seinen Kriegern um, die Werzaz nun nach Waffen abtasteten. Und womöglich nach der Truhe, dachte sich Wito, auch wenn sie spätestens während des Kampfes bemerkt haben sollten, dass der Goblin kein Gepäckstück dieser Größe unter der Weste versteckt haben konnte.
»Ich habe lange gegen die Finstervölker gekämpft«, erklärte Strentor. »An den Grenzen zu den Grauen Landen. Vermutlich kenne ich die Feinde unseres Volkes inzwischen besser als meine Familie ...« Er lachte rau auf, dann aber sah er Daugrula an und verstummte verlegen.
»Verzeiht, meine Dame. Was ich sagen wollte: Ich habe oft genug gehört, wie die Kreaturen der Finsternis sich an menschlicher Zunge versucht haben, und euerer Zauberer flucht mit dem Akzent eines Goblins. Ich glaube fast, er hat die Fassung verloren und sein wahres Gesicht gezeigt. Ich ...«
»Herr!«, rief einer der Bitaner und hielt etwas in die Höhe. Strentor ging zu ihm, und sein Gesicht erstarrte. Als er wieder zu den anderen Gefährten trat, hielt er eines von Werzaz' Messern in Händen – eine eigentümlich gekrümmte Klinge mit groben Runen unter dem Heft.
»Das ist eine Goblin-Klinge«, stellte der fürstliche Bote fest. »Wenn ich jemals eine gesehen habe. Das ist Verrat. So langsam weiß ich, warum ihr Fürst Sukan getäuscht und euch alleine abgesetzt habt. Dieser zwielichtige Zauberer ist ein Spion des Feindes, und er hat sich im Rat eingeschlichen, um die Truhe in Leuchmadans Hände zu spielen!«
»Das ist lächerlich«, sagte Daugrula. Sie schien alle Unsicherheit hinter sich gelassen zu haben und wirkte überzeugend empört.
»Gulbert ist weit herumgekommen. Es wird ein Beutestück sein.«
»Das könnte sein«, räumte Strentor ein. »Aber ich habe gesehen, was er sonst noch in den Taschen hatte, und ich muss sagen: Er scheint verdammt viel Beute beim Feind gemacht zu haben! Für mich sieht es so aus, als würde er all seinen Besitz aus Leuchmadans Werkstätten beziehen! Und ich habe ihn reden gehört. Ich möchte wetten, er ist mit der Sprache der Grauen Lande vertrauter als mit jeder anderen Zunge.«
Nachdenklich hielt er inne. »Ich frage mich, ob er überhaupt ein Mensch ist. Ein Zauberer soll er sein, meinte Sukan. In den Grauen Landen gibt es viele mächtige, alte Völker, und manch eines soll menschlich genug wirken. Wer weiß, was für eine Kreatur sich da in unsere Mitte geschlichen hat.«
Er schaute Daugrula an.
»Nein«, sagte er. »Wenn er ein Spion Leuchmadans ist, dann frage ich mich, ob er sich ohne Wissen der Elfen nach Keladis hätte wagen können. Wie weit reicht wohl dieser Verrat? War es womöglich sogar ein Plan der Elfen, ihre Verbündeten zu hintergehen und mit dieser lächerlichen Scharade das Herz in die Grauen Lande zu bringen und den Wechsel zu Leuchmadan zu vollziehen?«
Er schaute von Werzaz zu Daugrula, und wieder zu Werzaz. »Die Elfen erkaufen sich ihre Sicherheit vor Leuchmadan. Und anscheinend auch die Wichtel. Und dieser Bursche dort hinten ist der Bote, der den Handel vermittelt hat. So sieht es für mich aus.«
»Das ist absurd«, sagte Daugrula. Und das war nicht einmal gelogen.
»Vielleicht. Fürst Sukan soll entscheiden. Und wenn er innerhalb der nächsten Tage nicht kommt, dann müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass der Verrat noch weiter reicht als wir dachten. Entwaffnet sie!«, befahl er seinen Soldaten.
Er wandte sich halb ab und murmelte nachdenklich vor sich hin. »Jetzt passt alles zusammen! Die Berichte von den Goblins und Trollen in der Gegend, von dem Wardu. Die Reiche der Elfen sind schon unterwandert, und Bitan ist von Feinden umringt und auf sich allein gestellt. Die Götter des Lichts mögen uns gnädig sein.«
»Schickt Boten und Kundschafter aus«, wandte er sich wieder an seine Krieger. »Ruft die Reiter zurück, und versucht, etwas über den Fürsten in Erfahrung zu bringen. Schickt einen Boten zu den Elfen, aber jemanden, der nicht weiß, was hier im Gasthaus vorgefallen ist. Der kann auch nichts verraten. Und bereitet alles darauf vor, dass wir uns in den nächsten Tagen nach Bitan durchschlagen müssen. Durch Feindesland.«

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